Liebe Leserin, lieber Leser,
ein jüdischer Rabbi sagte: »Kehre um zu deinem Gott spätestens einen Tag vor deinem Tod.« Da sagte ein Schüler: »Weiß denn der Mensch, an welchem Tag er sterben wird?« Da erwiderte der Rabbi: »Umso mehr muss der Mensch heute umkehren, vielleicht stirbt er morgen.
Das heißt: Er soll alle Tage zu Gott zurückkehren, weil er nicht weiß, wie lange er leben wird.«
Die Fastenzeit – die vierzig Tage vor Ostern – ist Zeit, die uns zur Umkehr einlädt. Von vielen Leuten wird das nur in körperlicher Hinsicht verstanden: Essgewohnheiten ändern. Abnehmen. Schlanker werden. Dieses körperliche Fasten meint die kirchliche Fastenzeit auch.
Aber die Fastenzeit im religiösen Sinn lädt uns ein, uns seelisch zu erleichtern, zu »verschlanken«. Es kann sein, dass sich ungute Haltungen und Einstellungen bei uns festgesetzt haben, dass wir Schuld auf uns geladen haben, die wir herumschleppen und die uns belastet. Vielleicht läuft manches in unserem Leben schief. Vielleicht sagen Sie: So kann es nicht weitergehen… Ich sollte dies und jenes ändern… Wir sollten uns innerlich entrümpeln, damit wir neue Menschen werden können. Die Kirche nennt das innere Umkehr, Buße.
Wir sollten diese Umkehr unseres Verhaltens nicht auf morgen verschieben. Wir wissen nicht, ob es für uns ein Morgen gibt. Solange wir leben, können wir von falschen Wegen umkehren, können wir Dinge in Ordnung bringen.
Wir können uns Gott wieder zuwenden, wenn wir uns von ihm abgewendet haben. Aber tu es jetzt. Verschiebe es nicht auf morgen.
Weißt du, ob es ein Morgen gibt?
Eine gesegnete österliche Bußzeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Ulrich Müller
Foto: Joachim Schlosser, Lizenz Creative Commons Attribution Share-Alike