Als alle Fenster und Giebel, alle Türme und Dachgauben, alle Büsche und Bäume, alle Stiegen und Garagentore, alle Brücken und Stege, alle Masten, Laternen und Wäschetrockner, alle Zäune und Gatter, alle Tore und Hecken, alle Kirchen und Feuerwehrhäuser, alle Konzert-,
Volks- und Freudenhäuser, alle Einfamilien- und alle Hochhäuser, alle Wochenend-, Bade-, Holz- und Hundehütten endlich vollständig mit Weihnachts-Lichterketten und blinkenden Rentierschlitten behangen waren, war das Stromnetz überlastet und – flusch – war es finster.
Kettenreaktion
Das war bei Müllers eine Aufregung: Manuel verlor die nicht gespeicherten Daten, Carina wurde aus dem Internet gerissen und Rene saß vor der stummen Playstation. Die Mutter kramte nach Kerzen, der Vater suchte sein Feuerzeug und man versammelte sich stolpernd und
tastend nach und nach in der guten Stube, um die sonderbare Erscheinung zu besprechen: Die Dunkelheit.
Der Vater erzählte von der Zeit, bevor der Strom eingeleitet wurde und die Mutter begann die Lieder dieser Zeit zu singen. So viel hatten sie schon lange nicht mehr miteinander besprochen…
In all den großen und kleinen Menschen entstand eine Kette von Erinnerungen und erstmals eine Ahnung vom Christkindl.
Der Landesenergiekonzern beendete die gute Stunde und – flusch- war es wieder hell. Jahre später aber erzählte man sich noch von der Stunde, als es Weihnacht wurde.
Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen Adventswochen nicht einen „Stromausfall“, wie ihn Hermann Härtel in seiner Geschichte erzählt, brauchen, um zwischendurch Zeit zu finden zum Miteinander-Sprechen!
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Nikolaus Bernhard
