
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal lese ich am Sonntag die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. In einer Oktoberausgabe (8./9.10.), schreibt Ursula Kals unter der Überschrift “Katholik zu vermieten”. Sie schreibt von einer Trauung, bei der ein Hochzeitsgast in der Kirche auffiel, weil er die Antworten kannte und mit dem ganzen kirchlichen Ablauf vertraut war. Und dann lese ich weiter:
„Beim Champagnerempfang sprach ein aufgeregtes Pärchen Martin an: Sie hätten für ihr Event schon die Kirche reserviert („Wahnsinnslocation, gibt Superbilder!“) aber, wie ihre 200 Gäste, „mit Kirche wenig zu tun“. Ob sie ihn buchen können als eine Art Vorbeter, Vorsinger, halt als jemand, „der sich in der Szene auskennt“. Sonst würde es ja nichts mit der Stimmung! Apropos, einen Schluck Wein, den müsste es doch für jeden geben, nicht nur für den Mann am Altar. Am Honorar solle es nicht scheitern. Ihr DJ nehme für den Abend 300 Euro. „Wären 150 Euro für dich okay?“ Martin lehnte ab, höflich, aber erschüttert, „da fällt man vom Glauben ab“.
Später waltet wieder sein Humor. Er entwirft ein erbauliches Berufsbild mit folgendem Anzeigentext: Rent a Catholic. Halleluja statt Hossa. Sie wollen es katholisch krachen lassen? Prayback statt Playback – ich bin ihr Animateur fürs Atmosphärische, der Allerbeste für religiöse Feste. Biete: profunde Kenntnisse kirchlicher Rituale, Vorbildfunktion, buchbar für Hochzeit, Kinderkommunion, Taufe, Beerdigung. Portfolio erweiterbar für evangelische Interessenten. „Wetten, ich würde gebucht?“ Keiner der Freunde wollte dagegenhalten“.
Zunächst musste ich schmunzeln. Diesen Job könnte ich auch machen, dachte ich. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist jedoch, wie die Gemeinde hier fehlt. Bei Beerdigungen kommen noch vereinzelt Gemeindemitglieder zum Gottesdienst, weil man den Verstorbenen gekannt hat. Bei der Erstkommunion hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass die Gemeinde Platz hat und darüber hinaus der Feier gut tut. Bei Taufe und Hochzeit – Fehlanzeige. Wenn ein Kind in die Gemeinschaft aufgenommen wird oder wenn zwei Menschen sich das JA-Wort geben kann eigentlich die Gemeinde nicht fehlen. Es sind immer Gottesdienste der Gemeinde, in denen sie ihren Glauben feiert. Wo Eltern und Hochzeitspaare, Trauerfamilien und Erstkommunionkinder eine mitfeiernde Gemeinde erleben, die ihren Glauben bekennt und sich über diese Ereignisse freut, wird “Rent a Catholic” nicht mehr nötig sein. Ich wünsche Ihnen den Mut, die verschiedenen Gottesdienste in unseren Gemeinden mitzufeiern und einen gesegneten November.
Ihr Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A.