Kaum eine Maxime alltäglicher Höflichkeit lässt man öfter beiseite als das Grüßen. Das Erstaunliche daran ist: Es wird manchmal weniger, je mehr die Leute um einen herum werden.
Denn macht man sich heute noch die Mühe, jeder Person der man begegnet, Hallo zu sagen? Das geht nicht. Auch nicht für uns Christen. Wirklich – auch nicht für uns Christen? Wo wir doch Gott in allen Dingen, geschweige denn in allen Menschen finden sollen.
Manche Kommune steuert schon lange der wachsenden Sprachlosigkeit mit einfachen Mitteln entgegen. Dort hat man nämlich am Ortseingang Schilder hängen wie: „Grüß Gott in …!“ oder das überaus gastfreundliche: „Willkommen in …!“.
Mehrmals wöchentlich passiere ich solche Schilder. Und hin und wieder überlege ich, wie man das „Grüß Gott!“ darauf nun deuten soll. Und ich finde, es ist mehr als ein höfliches Ritual. Es ist die Aufforderung an den andern, ebenfalls Gott zu grüßen, und diesen Gruß zu erwidern.
Gott im nächsten Grüßen – wo uns der stressige Alltag doch schon genug abverlangt. Wenn es hier aber die Worte nicht mehr tun, dann zählen einfach Taten, wie zum Beispiel den andern ansehen. Ihn im Vorbeigehen wahrnehmen. Das „Ich-sehe-Dich-an“ als ein „Update“ von Bischof Wankes Werken der Barmherzigkeit.
Womöglich bekommt man da einen freundlichen Blick oder sogar ein Lächeln zurück.
Ich wünsche dir für das neue Jahr, lieber Leser, dass auch du Gott im Nächsten suchst und grüßt und findest. Dass du es machst wie die Heiligen drei Könige bei Matthäus: Dass du dich leiten lässt in ein gastfreundliches Haus, das unter einem guten Stern steht. Dass du schenkst, und dabei reich beschenkt wirst. Dass du den andern anschaust und ihm dadurch ein Ansehen gibst, auch wenn er nicht deine Sprache spricht.
Und dass du dich auf deinem Weg durchs neue Jahr sicher und getragen fühlst von einem Gott, der sich für dich zum Kindlein gemacht hat.