Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere Kultur liebt die Jungen, Schönen und Reichen. Ihr strahlendes Lachen zeigt Erfolg und Freude. Wirklich?
Haben die Menschen, die es schwer haben, nichts zu lachen? Gibt es für sie keine Lebensfreude?
Nicht jedes Lachen ist gleich. Es kann Ausdruck echter Lebenslust sein – oder verachtend, spöttisch, verbittert.
Lachen kann heilsam sein – oder krank machen! Der antike Philosoph Aristoteles bemerkte: Lachen lockert auf und bewirkt Erholung.
Jene heilsame Seite des Lachens ist im Christentum manchmal zu kurz gekommen.
Die Regel des Benedikt: Es ist unangemessen zu lachen, denn Christus habe nie gelacht. Und der heilige Augustinus bezeichnete die Welt als „Tal der Tränen“. Die mittelalterliche Theologie der Tränen steht im Widerspruch zur biblischen Botschaft.
Die vielen Gastmähler, an denen Jesus teilgenommen hat, zeigen seine Lebensfreude. Beim letzten Abendmahl kommt der tiefgründige Zusammenhang von Freude und Leid zum Ausdruck!
Es ist eine hohe Lebenskunst, in schweren Lebenslagen die innere Freude nicht zu verlieren. Ein älterer Pfarrer mit trockenem Humor: „Wer früher stirbt, hat mehr von der Ewigkeit.“
Lachen kann uns die Maske wegreißen. Humor und Witz haben auch mit der Wahrheit zu tun.
Im Alten Testament lachten Abraham und Sarah über Gottes Verheißung, noch einen Sohn zu bekommen.
Angesichts ihres Alters glaubte sie, dass dies für Gott unmöglich sei – sie lachte ihn aus. Doch gegen alle Erwartung der Menschen schenkte Gott den Hochbetagten Nachwuchs. Sarah sagte: „Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört, wird mit mir lachen.“ Ihr Sohn erhielt den
Namen Isaak – übersetzt: „Gott lacht“! Der Zweifel darf sein – am Ende verwandelt ihn Gott in die Freude aller.
Bei meiner pastoralen Arbeit bin ich vielen Menschen im Scheitern begegnet. Wunschbilder wurden zerstört, Grenzen und dunkle Seiten erlebt. Dennoch: Gott selbst kennt das Scheitern und die dunklen Seiten – aus eigener Erfahrung. Genau da ist er bei uns.
Wer Vertrauen in das Leben hat, kann lachen. Humor ist eine Form des Vertrauens. Eine ernste Lage mit Humor zu betrachten, heißt nicht, den Ernst der Lage zu verkennen.
„Es ist harte Arbeit und eine große Kunst, dem Leben etwas von seinem Ernst zu nehmen.“ (John Irving).
Beim Lachen überschreiten wir alles, was bedrückt. Es befreit und verweist schon ein wenig auf den Himmel. So konnte der schwer erkrankte Schauspieler Günter Pfitzmann sagen: „Humor ist die Fähigkeit, mit Gegenwind zu segeln.“