„Meine schönste Erfindung, sagt Gott, ist meine Mutter.“ So beginnt ein kleiner Text des französischen Priesters Michel Quoist (*1921). Gott spricht da selbst über die Vorgeschichte Seiner Inkarnation, kurzum: Gott würde jeden Menschen um seine Mutter beneiden. So schuf auch Er sich eine Mutter, und zwar noch bevor (!) Er überhaupt das Licht der Welt erblickte. Eine Art „Designer-Mutter“, würden wir heute sagen. Warum verehren wir die Gottesmutter Maria? Vielleicht ist es ihre fulminante „Unmenschlichkeit“, die über die Jahrhunderte auf uns gekommen ist.
So lässt Quoist Gott über Maria sagen, dass ihr Leib ein solches Licht ausstrahle, dass Er nie müde wurde, sie anzuschauen. Gott habe sich bei ihr nie heimatlos gefühlt, als Er den Glanz des Himmels verließ. Und die Lippen und die Finger, die Gott berührt und geküsst hatten, konnten nicht einfach so erkalten, die Augen, die Gott gesehen hatten, durften nicht erlöschen. So trat Maria ihre Himmelfahrt mit Leib und Seele an. Wir Christen glauben daran, dass Gott letzteres um der Menschen willen getan hat. Seine Mutter ist ja eine von uns Menschen. Und sie blickt uns an mit denselben Augen, wie sie Gott geschaut hat. Liebt sie uns dann nicht auch mit demselben Herzen, wie sie Gott geliebt hat? Maria bringt so Gott und die Menschen zusammen.
Wenn wir schlau wären, würden wir Menschen das ausnützen, meint Quoist. Logisch, denn: Wie sollten wir auch daran Zweifeln, dass Gott Seiner eigenen Mutter auch nur eine Bitte abschlägt? Trauen wir uns also, die Gottesmutter besonders in ihrem Monat Mai um vieles zu bitten. Um den Frieden, und um das Leben auf unserer Welt. Immer wieder. Ganz im Vertrauen darauf, dass sie es ganz nahe an Gottes Ohr bringen wird.
Michael Leupolz,
Gemeindereferent
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