Dieser Beitrag ist Teil einer Interviewreihe, in der wir Gemeindemitglieder im Pfarrbrief direkt zu Wort kommen lassen. Dabei geht es darum, den Menschen hinter dem ehrenamtlichen Engagement zu erkennen. Eine Gemeinde besteht in erster Linie aus den Menschen, den Ehrenamtlichen, nicht dem Kirchenhaus oder den Hauptamtlichen.
Diesmal durfte ich mit Ramona Christ sprechen, die im Pfarrgemeinderat der Kuratie St. Johannes Baptist im Vorstand ist. Viele in der Pfarreiengemeinschaft kennen Ramona Christ vom Sehen her, denn sie ist eine, die immer da ist. Ramona Christ ist nicht nur im seit 2014 im Pfarrgemeinderat, sondern hat auch nicht lange davor ihre Konfession von evangelisch nach katholisch gewechselt, was sie natürlich zum idealen Gesprächspartner zum 500. Jahrestag der Reformation macht.
JS: Ramona, seit wann bist du in Göggingen?
Ramona Christ: Ich bin seit knapp fünf Jahren in Göggingen. Ich bin von Berlin nach Bayern gezogen. Vorher habe ich zehn Jahre lang in Biberach gelebt und zehn Jahre in Meitingen. Es war für mich eine ziemliche Umstellung von der offenen Stadt Berlin in das kleine Meitingen zu ziehen. Das ist mir sehr schwer gefallen. Ich habe fünf Jahre gebraucht, um mich einzugewöhnen. Gebürtig komme ich aus dem Erzgebirge, aus einem Ort zwischen Chemnitz und Dresden in der Nähe von Freiberg. Eigentlich habe ich schon in ganz Deutschland und auf der ganzen Welt gelebt, da ich in meinem Traumjob als Stewardess die ganze Welt bereisen durfte.
JS: An welchen Geruch erinnerst du dich, wenn du an deine Kindheit denkst?
Ramona Christ: Ich erinnere mich an den Geruch von Leberwurst. Es gab bei uns jeden Samstag Leberwurst mit Kartoffeln, Quark und Butter. Wir waren eine Familie mit fünf Kinder und sehr arm in der damaligen DDR. Dort war es das „Arme-Leute-Essen“ und das gab es jeden Samstag. Heute kann ich keine Leberwurst mehr sehen.
JS: Es freut mich besonders, dich noch in diesem Jahr zu sprechen. Wie lange ist es denn nun her, dass du die Konfession gewechselt hast? Vor wie vielen Jahren bist du konvertiert?
Ramona Christ: Es ist jetzt 6 Jahre her, dass ich die Konfession gewechselt habe. Meine beste Freundin ist katholisch und ich wurde zu ihrer Hochzeit und zur Taufe ihres Kindes eingeladen. Außerdem ist meine Freundin klassische Sängerin und singt im Chor. So bin ich oft in die katholische Kirche gegangen.
Auch an Maria Himmelfahrt war ich in der Kirche. Die Verehrung der Mutter Gottes war für mich völlig neu und die Rituale und die Liturgien, die so völlig anders sind als bei uns haben mich fasziniert. Ich bin in eine durch mich ökumenische, ursprünglich katholische Gruppe und jedes Jahr in ein Bibelseminar gegangen. Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass ich nicht katholisch werden muss, sondern evangelisch bleibe. Ich bin dann nur noch in katholische Gottesdienste gegangen. In einem Gottesdienst ist es dann passiert, der Heilige Geist ist in mich gekehrt und ich wusste nach diesem Gottesdienst: „Ich werde katholisch; Ich möchte katholisch werden!“ Daraufhin habe ich mit meiner Bibelgruppe darüber gesprochen, diese waren sofort begeistert. Ich habe ein Jahr lang Unterricht genommen und bin in einem großen Gottesdienst konvertiert, mit meinen evangelischen Freunden, die ich eingeladen habe. Das war ein großes Fest.
Sakramente, Gottesdienstgestaltung, Beichte, Heiligenverehrung, der Umgang mit den Verstorbenen, Gebete und Fürbitten zu den Verstorbenen haben mich befreit und beruhigt. Mein Vater ist sehr früh verstorben und mein Bruder ist vor 10 Jahren gestorben. In der evangelischen Kirche betet man nicht für die Verstorbenen. Ich spürte im katholischen Glaube meinen Urglauben. Ich habe mich in dem Glauben sofort zu Hause gefühlt. Immer wieder, wenn ich in evangelische Gottesdienste gehe merke ich, dass mir etwas fehlt.
JS: Und dann gleich in den Pfarrgemeinderat?
Ramona Christ: Ich war vorher Kirchenvorstandsvorsitzende bei der evangelischen Gemeinde. Ich war hier Jahre lang sehr aktiv, besonders in der Kinderkirche und habe das Frauenfrühstück geleitet. Das habe ich gemacht seitdem meine Tochter geboren wurde. Dann hat man mich hier angesprochen, weil ich jeden Sonntag in die katholische Kirche gegangen bin. Ich war erst mal sehr skeptisch und da aber Leute gesucht wurden habe ich mir gedacht, dass ich das erst mal probieren kann. Ich habe mir gedacht, dass ich mich zwar noch nicht so gut auskenne, aber Zeit habe, da meine Kinder erwachsen sind. Und dann habe ich das einfach ausprobiert.
JS: Was machst du denn sonst noch so in der Pfarrgemeinde und der Pfarreiengemeinschaft?
Ramona Christ: Eigentlich lasse ich mich erst mal leiten. Als zweiter Vorstand bin ich doch relativ schnell und intensiv in die Arbeit reingekommen. Ich könnte jetzt gar keine spezielle Arbeit bzw. Tätigkeit nennen, die ich mache. Mir macht sehr vieles Freude. Ich arbeite sehr gerne mit, egal ob Tauffest oder andere Veranstaltungen. Ich bin immer mit Leib und Seele dabei.
JS: Warum das alles? Was verbindet dich mit der Kirche? Was verbindet dich mit der Pfarrei?
Ramona Christ: An erster Stelle muss man sich erst mal fragen, warum das alles. Das hängt natürlich mit dem Glauben zusammen. Ich hatte zwei schwere Krankheiten und hatte zwei Spontanheilungen. Ich habe immer gesagt, nur Gott kann mir helfen. Ich habe in meinen Gebeten zu Gott gesagt, ich werde dir immer dienen, aus Dankbarkeit, dass ich gesund bin. Ich werde von Gott geführt und habe mich in seinen Dienst gestellt bzw. ich stelle mich in seinen Dienst. Das ist mein Dank an Gott. Mein Bestreben ist, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Ich brauche die liturgische Begleitung. Ich glaube ich brauche einfach diese Führung, auch durch die Predigt. Diese gibt mir jede Woche immer einen Impuls. Ich lese täglich in der Bibel und begleite das durch ein Frauengebetsbuch. Ohne das geht mein Tag gar nicht erst mal los.
JS: Was machst du, wenn du nicht gerade etwas für die Pfarrgemeinde tust?
Ramona Christ: Arbeiten! Ich arbeite im Bios Naturladen und da bin ich als Fachberaterin im Verkauf tätig. Außerdem bin ich Hildegard-von-Bingen-Beraterin. Ich gehe zu sehr vielen Schulungen und bilde mich weiter. Ich betreue im Moment ehrenamtlich ein behindertes Kind. Weiter begleite ich gerade noch ein Flüchtlingskind, habe gerade einen Krippenplatz gefunden und begleite es weiterhin mit großem Erfolg und viel Freude. Und dann habe ich ja noch zwei Kinder. Mein Leben ist ausgefüllt voller Freude. Es ist mir noch wichtig zu sagen, dass der Glaube mein Leben trägt.
JS: Was wünschst du dir für unsere Pfarrgemeinde, für die Pfarreiengemeinschaft?
Ramona Christ: Ich wünsche mir weiterhin ein gutes Miteinander. Ich bin zufrieden mit dem Miteinander in der Pfarreiengemeinschaft. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite erlebe ich als durchweg positiv und wir sind gemeinschaftlich sehr stark. Es hat sich gerade vom Pfarrgemeinderat her sehr gut eingestimmt. Ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen für den Dienst in der Kirche bereiterklären und dass sich die Arbeit die wir haben, auf viele Schultern verteilt wird. Das wir mehr Menschen erreichen können, dass sie ihren Beitrag in die Kirchenarbeit leisten können.
JS: Wenn du eine riesige Plakatwand aufstellen könntest – was würdest du darauf schreiben?
Ramona Christ: Danket Gott denn er ist gütig und seine Güte währet ewiglich.
JS: Danke sehr für deine Zeit für das Gespräch, Ramona. Hast du zum Abschluss an die Leser des Pfarrbriefs einen Wunsch, eine Aufforderung?
Ramona Christ: Vertraut auf Gott, er wird es euch danken!
Das Gespräch führte Joachim Schlosser, Fotos ebenfalls. Vielen Dank an Luisa Ganso, die das Interview transkribierte.