„Niemals habe ich dem Schicksal getraut, auch wenn es Frieden zu halten schien…,“ so der römische Philosoph Seneca (1-65). Immer wenn es mir gut geht, ahne ich schon, dass bald irgendein Ereignis meine Lebensfreude auf die Probe stellt. Ist das Unglück dann da, beginnt das große Jammern. Das ist zwar natürlich, aber auf Dauer schaden wir uns damit nur selbst.
Provokant stellt der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart (1260-1328) die Behauptung auf: „Kein Schaden ist nur Schaden allein. Denn: Gott erträgt es nicht, dass es Böses gibt, das nur böse ist.“ Ein sehr heraus-fordernder Satz!
Eine weitere tiefe Lebensweisheit des Mystikers: „Vergesst in den Tagen des Leids die guten Tage nicht.“
Ich erinnere mich an eine ältere Krankenhauspatientin – zwischen Schläuchen, Kabeln und Verbänden ein heiteres Lächeln. Auf meine Nachfrage nach dem Grund dafür, die Antwort: „Ich bin dankbar für die vielen schönen Dinge, die mir Gott im Leben geschenkt hat.“
Es ist tröstlich, den Blick zu weiten!
Nicht selten beginnt in den dunklen Zeiten des Lebens ein neuer Anfang. Trost, das Gegenteil von Vertrösten, ruft zum Aufbruch. Es geht um die Bereitschaft zur Veränderung, um Offenheit für Neues und Unerwartetes. Ein anderer Name für Trost ist die Herzensfreude. Letztlich eine Gabe, ein Geschenk Gottes, um das wir bitten dürfen.
Der Neurologe Viktor E. Frankl (1905–1997), KZ-Überlebender und Begründer der Logotherapie: „Es gibt immer einen Sinn – bis zuletzt.“ Und weiter: „Der Mensch ist ein Sinn-suchendes Wesen – und der Sinn ist da!“ Oft ist der Blick verstellt, wir erkennen keinen Sinn – trotzdem: „Er ist da!“
Es braucht Menschen, die uns trösten, Zuspruch und Hoffnung vermitteln. Schon darin geschieht Sinn!
In der Fastenzeit sind wir als Christen dazu herausgefordert. Ohne den Trost, der letztlich von Gott kommt, kann keine christliche Gemeinde bestehen. „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Matthäus 5,4). Wo dies geschieht, beginnt das Reich Gottes – mitten unter uns.
Ich wünsche Ihnen ganz herzlich einen offenen Blick, gegenseitigen, freundschaftlichen Trost, eine tiefe Lebens- und Herzensfreude, die harte Proben aushält, und Vertrauen in einen gütigen Gott, der es immer gut mit uns meint.
Thomas Seibert
Pastoralreferent