Seit es die Kuratiegemeinde gibt, ist eine mit dabei: Hannelore Kühnle, seit letztem Sommer ist sie Lehrer im Ruhestand. Lesen Sie, welch vielfältige Aufgaben sie in der Pfarreiengemeinschaft ausfüllte und ausfüllt, und wie es dazu kam.
JS: Frau Kühnle, seit wann sind Sie in Göggingen?
Hannelore Kühnle: Ich bin seit meiner Geburt in Göggingen. Aufgewachsen bin ich in der Lindauer Straße, kurz vor der Bgm.-Ulrich-Straße, im Haus Nummer 17. Das Haus wurde umgebaut und sieht jetzt natürlich anders aus. In diesem Haus verbrachte ich meine ersten zehn Lebensjahre. Dann sind wir in die Prof.-Kurz-Straße gezogen und danach habe ich in der Friedrich-Ebert-Straße gewohnt Jetzt wohne ich schon seit 31 Jahren in der Leibnizstraße.
JS: Wie kommt man denn von der Leibnizstraße in die Kuratie?
Hannelore Kühnle: Ich bin zur Kuratie gekommen, weil wir zuvor in der Friedrich-Ebert-Straße gewohnt haben. Seitdem haben wir zur Kuratie gehört. Meinen Kindern hat es in der Kuratie sehr gut gefallen. Sie sind dann dort auch zur Erstkommunion gegangen und waren auch Ministranten und in der Jugendgruppe.
Jetzt sind wir sowieso eine Pfarreiengemeinschaft und ich bin auch öfter in St. Georg und Michael in der Kirche. Dort mache ich auch Mesnervertretung.
JS: Wie lange mesnern Sie dann jetzt schon?
Hannelore Kühnle: Das mache ich noch nicht so lange. Zunächst habe ich ausgeholfen und jetzt mache ich es seit circa einem Jahr alleine bzw. ich bekomme immer noch Unterstützung von Frau Weber.
JS: Mittlerweile gibt es aber schon ein paar Mesner mehr, oder?
Hannelore Kühnle: Mittlerweile schon. An den Werktagen sind es immer die gleichen Mesner, aber an den Sonntagen sind es mehr. Ich kann eigentlich gar nicht mehr genau sagen, seit wann ich mesner.
JS: Was erfüllen Sie an Diensten in der Gemeinde?
Hannelore Kühnle: Ich bin seit über 20 Jahren im Pfarrgemeinderat in der Kuratie, eigentlich schon so lange, seitdem es einen Pfarrgemeinderat gibt. Davor gab es sogenannte Kuratieversammlungen, an denen ich auch schon teilgenommen habe.
Außer den Pfarrgemeinderat diene ich als Kommunionhelfer, Lektor, Erstkommunionvorbereitung, im Liturgiekreis, als Mesnerin und natürlich im Hintergrund. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht am Abend die Kirche zusperre. Das mache ich jetzt schon seit circa 15 Jahren. Da muss ich mir meinen Tag auch immer so einrichten, dass es passt. Wenn ich Abends einen Termin habe, dann sperre ich vor dem Termin oder nach dem Termin die Kirche zu. Wenn ich mal nicht da bin, dann muss ich jemanden beauftragen.
Ich bin viel im Hintergrund tätig: Schnee räumen, kehren, die Opferlichter wegräumen, auffüllen und neue bestellen, weil im Moment kein hauptamtlicher Mesner da ist, der diese Aufgaben übernimmt. Die Kirchenwäsche machen Frau Weber und ich immer noch im Wechsel.
JS: Sozusagen: „Der gute Geist der Kuratie“?
Hannelore Kühnle: Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann, aber ich mache das einfach gerne. Ich bin mit der Kuratie sehr verbunden, weil ich von Anfang an dabei war. Ich weiß noch, als wir im Studentenwohnheim angefangen haben, das war in den 80-er Jahren. Da war ich zwar noch nicht so aktiv, weil meine Kinder noch klein waren, aber irgendwie war ich immer da, im Gottesdienst, im Pfarrgemeinderat, bei den Festen, z. B. Kuratiefest.
Man könnte mich eigentlich jeden Tag hier antreffen.
JS: Wie hat sich die Arbeit im Pfarrgemeinderat in den 20 Jahren gewandelt?
Hannelore Kühnle: Zu Beginn waren es sehr viel mehr Mitglieder und es gab auch noch eine richtige Wahl. Damals haben wir noch mehr Kandidaten gehabt, als gewählt wurden. Heute sind es nicht mehr so viele.
JS: Woher kommt es, dass sich so wenig Menschen aufstellen lassen?
Hannelore Kühnle: Ja, das frage ich mich auch! Ich frage mich überhaupt, warum die Leute die Gottesdienste nicht mehr besuchen. Wahrscheinlich brauchen sie es nicht mehr. Das ist auch das, was mir leid tut und ein Punkt gegen den ich steuern will.
Im Pfarrgemeinderat möchte ich den Bereich „Liturgie“ übernehmen, da mir dieser Bereich sehr am Herzen liegt.
Mir liegt die Gemeinde sehr am Herzen und das war mir auch wichtig, als ich mich entschieden habe, noch mal für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren. Zum Einen ist mir wichtig, dass ich die Liturgie vertrete, weil ich in diesem Bereich auch viel mache. Zum Anderen sollten die Mitglieder des Pfarrgemeinderates auch zu den verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen präsent sein. Es ist mir wichtig, dass man nicht sagt: „Was? Die ist auch im Pfarrgemeinderat? Die habe ich ja noch nie gesehen.“
Ich stelle auch fest, dass in unseren Sitzungen immer sehr viel geredet und besprochen wird, aber ich denke man sollte auch viel öfter mal mit anpacken. Wenn es dann ums „Anpacken“ geht, sind immer nicht so viele Leute da.
JS: Die Gemeinde liegt Ihnen am Herzen. Wieso? Was treibt Sie an?
Hannelore Kühnle: Ich möchte die Gemeinde aufrechterhalten. Seit es die Pfarreiengemeinschaft gibt ist die Zahl der Kirchenbesucher sowieso schon gesunken. Inningen ist selbstständig und manchmal ist es so, dass die Kuratie hinten angestellt wird. Man sieht das zum Beispiel an den Gottesdiensten. Wir haben heute beispielsweise keinen gehabt, wir haben an Christi Himmelfahrt – außer dem Gottesdienst auf der Radl-Wallfahrt -, keinen Gottesdienst und ich möchte eigentlich schon, dass unsere Gemeinde, die am Rand des Neubaugebietes angesiedelt ist, nicht untergeht.
Was mir schon immer wichtig war in meinem Beruf – ich bin ja erst seit 8 Monaten im Ruhestand -, das war der Religionsunterricht. Das war schon immer eines meiner Lieblingsfächer und es zu unterrichten bereitete mir große Freude.
Irgendwie ist mir die Freude am Glauben schon in die Wiege gelegt worden. Meine Oma war sehr gläubig und sie hat mich schon immer als kleines, zwei- bis dreijähriges Kind mit in die verschiedenen Andachten und Gottesdienste mitgenommen. Da bin ich immer sehr gern mitgegangen und meine Oma war immer sehr glücklich, wenn sie eines von ihren Enkelkindern dabei gehabt hat. Ich war dann immer brav. Das war für mich auch keine Pflicht. Auch als Jugendlicher bin ich immer noch gerne in die Kirche gegangen und habe schon mit 16 im Chor, unter Herrn Lindauer, gesungen.
JS: Der Pfarrbrief geht ja an die gesamte Gemeinde, auch an die Menschen im Neubaugebiet. Was würden Sie diesen Menschen sagen wollen? Was wünschen Sie sich von den Menschen?
Hannelore Kühnle: Ich möchte den Menschen sagen, dass sie jederzeit herzlich willkommen sind bei uns und sie sollen sich informieren, was bei uns los ist. Wenn den Leuten es wichtig ist, wieder zu einer Pfarrei zu gehören, dann kümmern sie sich darum. So stelle ich mir das vor. Damals hat man gesagt, man muss die Leute besuchen und einladen, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich irgendwo hinziehe, also in eine andere Pfarrei, dann würde ich mich darum kümmern zu schauen, was wird dort geboten. Viele Leute machen das jetzt schon, beispielsweise über die Kinderkirche oder durch das Austragen der Pfarrbriefe.
JS: Andersherum betrachtet: Was hat Sie in den letzten Wochen bzw. Monaten besonders gefreut in der Gemeinde?
Hannelore Kühnle: Mich freut eigentlich vieles. Mir hat zum Beispiel die Erstkommunionvorbereitung sehr viel Freude bereitet. Das hat mir dieses Jahr besonders viel Freude gemacht. Jetzt kommen die Kinder leider nur noch spärlich. Positiv ist aber, dass drei Kommunionkinder nun Ministranten geworden sind. Bei unseren Ministranten gibt es derzeit ja einen Auftrieb. Neulich waren zehn Ministranten im Gottesdienst und gestern haben sieben ministriert. Das finde ich schon gut. Zu verschiedenen Gottesdienstformen die wir haben kommen zwar wenig Leute, aber es hat sich allmählich auch schon ein gewisser Kreis herausgebildet. Die Gottesdienstform, die ich vorbereite, ist das Abendlob. Dieses gestalten Frau Weber und ich nun schon seit guten fünf Jahren. Es findet immer am Dienstag, um 18:30 Uhr, für eine halbe Stunde statt. Hier beträgt die Teilnehmerzahl zwischen 8 und 14 Menschen – das ist schon ein fester Kreis. Circa 6 bis 8 Leute kommen eigentlich immer und denen gefällt es auch gut.
Was ich jetzt schon seit dem Jahr 2000 mache, ist der meditative Tanz, der alle drei Monate stattfindet. Das ist auch immer ein netter Kreis. Dieser Kreis ist pfarreienübergreifend. Da kommen Leute, die ich von anderen Pfarreien, wie zum Beispiel Großaitingen oder aus der Stadt kenne. Das finde ich schon ganz schön. Das ist so meins, was ich gerne mache.
JS: Wann findet der meditative Tanz immer statt?
Hannelore Kühnle: Das ist immer ein Sonntagabend, aber nicht regelmäßig. Ich kündige das dann immer an, so alle Vierteljahr. Immer ein Sonntagabend, so ab 19:30 Uhr. Das ist mein Steckenpferd, also das, was ich gerne mache.
Neuerdings beauftragt mich Herr Wurzer öfter mit der Vorbereitung und Durchführung der Laudes. Diese ist immer am ersten Samstag im Monat. Jetzt im Mai war ich dran und im Juni hat er mich auch wieder beauftragt. Ich mache das immer ganz gern. Die Laudes ist in St. Georg und Michael, an jedem ersten Samstag in der früh um 08:00 Uhr.
Mir ist der Glaube sehr wichtig und ich möchte diesen auch zusammen mit anderen Menschen feiern, in vielfältigen Formen.
JS: Was ist Ihnen wichtig am Glauben?
Hannelore Kühnle:Zum Glauben gehört bei mir in erster Linie einmal das Gebet und dann die Gottesdienstformen. Sehr wichtig ist für mich auch die Bibel. Daraus lese ich auch privat sehr viel. Ich nehme auch sehr gerne an den Bibelabenden, die Herr Wurzer vorbereitet, teil. Das ist auch ein netter Kreis, viele Leute die immer kommen bzw. fast immer.
JS: Haben Sie eine Lieblingsbibelstelle?
Hannelore Kühnle: Sehr gerne mag ich die Stelle aus dem Emmausevangelium.
JS: Damit sind Sie ja hier auch jedes Jahr unterwegs.
Hannelore Kühnle: Ja, der Emmausgang. Bei dem bin ich jetzt auch schon seit langer Zeit dabei. Da waren meine Kinder noch ganz klein. Es war mir auch wichtig, dass man den noch erhält. In letzter Zeit waren wir jetzt oft nur noch ein ganz kleiner Kreis und dieses Jahr waren es auch nicht viele Leute – vielleicht 10 –, aber wichtig ist, dass es nicht „stirbt“.
Der Kreis zur Vorbereitung des Osterfrühstücks ist auch immer kleiner geworden. Das machen jetzt nur noch Frau Weber und ich. Das sind so Sachen, die wir noch aufrechterhalten wollen.
Was ich auch sehr schön fand, war der Gemeindetag, den wir damals hatten. Das war ein Highlight bei uns. Da ist unsere Pfarrei wieder so richtig zum Tragen gekommen. Das hat gezeigt, dass wir auch was auf die Beine stellen können.
JS: Wenn Sie eine riesige Plakatwand aufstellen könnten – Was würden Sie darauf schreiben? Etwas was Sie aufrecht erhält, was Sie anderen mitgeben wollen.
Hannelore Kühnle: Was für mich ein Spruch ist, der mich begleitet, ist ein Psalmvers aus dem Psalm 27:
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?“
Ganz egal, wie es mir geht. Aber ich würde das jetzt nicht so an ein großes Schild hängen wollen.
Ein Spruch, der mich auch dazu gebracht hat, dass ich so gern den meditativen Tanz mache, der ist von Augustinus:
„Oh Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.“
Der passt dazu auch gut.
JS: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kühnle.
Das Gespräch führte Joachim Schlosser (auch Foto). Vielen Dank an Luisa Ganso, die das Interview transkribierte.
Für den Druck wurde das Interview gekürzt. Das vollständige Interview finden Sie auf www.pg-goeggingen-inningen.de/2018-06/interview-hannelore-kuehnle/