Liebe Leserin, lieber Leser!
Allen die Angst haben, ein „Fürchte dich nicht!“
Allen Ungetrösteten ein „Ich bin bei dir!“
Allen Müden ein „Ich belebe dich neu!“
Allen Einsamen ein „Komm!“
Allen Friedlosen ein „Shalom!“
Allen Gewalttätigen ein „Halt ein!“
Allen Schuldigen ein „Ich vergebe dir!“
Allen Menschen ein „Sei gesegnet!“
Dieser Segenswunsch ist in meiner Sammlung guter Worte, die ich im Laufe der letzten Jahre angelegt habe. Bestimmt fallen Ihnen auch zu jedem Segensatz konkrete Menschen in Ihrer Nachbarschaft, in der Familie oder im Bekanntenkreis ein. Von einem Personenkreis habe ich in den letzten Tagen sehr viel gelesen: die Einsamen. Fernsehsendungen, Zeitungsartikel, Radioberichte – überall finde ich dieses Thema. Es ist fast nicht zu glauben, dass in unserem Zeitalter, in dem die sozialen Medien boomen die Einsamkeit so ein Thema ist. Wer im Internet unterwegs ist, wer an einer Großveranstaltung teilnimmt, wer sich durch Plätze, an denen die Sommerfeste stattfinden schieben lässt, hat längst noch nicht die Einsamkeit überwunden. Die Einsamkeit löst sich nur, wo wir in Beziehung treten, ganz konkret und aktiv. Der Sommer bietet hierzu eine Vielzahl von Gelegenheiten. Die langen und warmen Tage treiben die Menschen ins Freie. Und es scheint, dass die Sonne und die wärmeren Temperaturen auch beitragen können, dass sich Menschen füreinander öffnen. Allen Einsamen ein „Komm!“ – neben den günstigen Gelegenheiten in dieser Jahreszeit gibt es unendlich viele andere Möglichkeiten das ganze Jahr über in unserer Pfarreiengemeinschaft, um dieses Wort zu hören oder einem anderen zuzusprechen.
Es gibt im Matthäusevangelium ein Wort Jesu, das ich hier anfügen möchte: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch aufatmen lassen.“ Wer sich in eine Beziehung zu Jesus einlassen kann, darf glauben, dass ER alle Wege und Lebenszeiten begleitet und niemand einsam und verlassen leben muss. Nicht immer werden wir dies so erfahren, wie wir es uns wünschen. Und doch gibt es immer wieder die Momente, in denen es uns aufgeht, dass er das Leben mit uns teilt. Die Beziehung bricht nicht nur die Einsamkeit, sondern lässt uns auch Ruhe finden und aufatmen. Die bevorstehenden Urlaubstage, die Zeit zum Ausspannen, Ausflüge und Reisen, Unternehmungen in die Natur und Gespräche in der lauen Sommernacht – all das Erfahrungen, in denen uns bewusst wird, dass wir solche Zeiten des Aufatmens brauchen. Wie schön wäre es, wenn uns solche Erfahrungen zum Weiterdenken anregen und auf die Spur Jesu locken würden. Denn wir können nicht immer in Urlaubsstimmung und Sommerlaune sein. Wir verbringen viele Stunden unseres Lebens mit beschwerlichen Dingen, von denen wir viele auch nicht ändern können. Aber eines können und dürfen wir: Immer wieder – betend, schweigend, fragend, hoffend, weinend, dankbar, als Erfolgreiche oder als Verlierer, als Menschen, in deren Leben vieles glatt läuft und als solche, bei denen es manchmal drunter und drüber geht – zu IHM kommen. Jedem gilt ganz persönlich dieses Wort: „Komm!“
Ich wünsche Ihnen für die Zeit, die vor uns liegt, für die Ferien, den Urlaub und für den Alltag den Segen, der am Anfang steht.
Ihr Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A.
Foto: Joachim Wetzenbacher