Der noch amtierende Pastoralrat hat am Ende seiner Amtszeit ein neues Format auf die Bahn gebracht. Eine Einladung zu einer gemeinsamen Klausur der drei Pfarrgemeinderäte, die am Samstag, den 9. Juni 2018 im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen unter Anleitung der beiden Gemeindeberater Karina Lober und Dr. Konrad Blüml sich auf den Weg gemacht haben. Ein wesentlicher Anlass dafür ist das neue Roncallihaus. Welche Veranstaltungen werden zukünftig an welchen Orten stattfinden? Sollen die Pfarreien je eigene Schwerpunkte entwickeln? Diese Fragen berühren erheblich das Zusammenspiel der drei Pfarreien.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist, das bessere Kennenlernen untereinander zu fördern – also „Lust aufeinander zu haben“, wie der Gemeindeberater Blüml formulierte. Das ist dann auch geschehen. Dazu gehören natürlich Konflikte, die aus unterschiedlichen Interessenslagen herrühren. Welches Engagement soll meiner Heimatpfarrei gelten? Welches der Pfarreiengemeinschaft? Was soll anders werden?
Dieser Beitrag dient der Transparenz. Alles, was Gremien tun, entscheiden, soll möglichst transparent gemacht werden.
Eigene Energie, eigene Grenzen
Äußerst hilfreich in diesem Prozess war die „Persönliche Ampel“, die möglichst auf grün, jedoch höchstens auf gelb stehen sollte, wie Karina Lober betonte. Die Teilnehmenden erstellten anhand bestimmter Fragen eine persönliche Matrix.
Was motiviert mich? Worauf habe ich Lust? Wo spüre ich Energie und Freude? Wo komme ich an meine Grenzen? Was würde mich überfordern? Diese Aspekte bezogen auf die eigene Person, den Pfarrgemeinderat, die Pfarrei und die Pfarreiengemeinschaft. Wenn Dinge keine Freude machen oder überfordern: Rote Ampel!
In Fahrt kommen
Spannend war ebenfalls ein rotierender Austausch über den „Lieblingsfeiertag“, Glaubensvorbilder, schöne Erlebnisse mit Glaube und Kirche in der Kindheit und eigene Assoziationen beim Begriff „Pfarreiengemeinschaft“.
Der Autor dieses Artikels weiß aus eigener Erfahrung, dass schon innerhalb einer kleinen Familie die Frage nach der „richtigen Wahl“ des Urlaubsortes „große Emotionen“ auslösen kann. Es ist deswegen nicht verwunderlich, wenn eine größere Gemeinschaft, nämlich die unserer Pfarreien, bei manchen Themen „in Fahrt“ gerät. Das darf auch sein und kann manches nach vorne befördern. Der Vergleich mit der Urlaubsfahrt scheint nicht ganz passend. Aber genau besehen: Bei Urlaub geht es darum, sich etwas er-lauben zu können – und das passt schon zu einem wichtigen Thema der Klausur.
Was können wir uns nachhaltig und langfristig in sich stets verändernden pastoralen Strukturen noch erlauben? Die ehren- und hauptamtlichen Ressourcen sind ja nicht unbegrenzt!
Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann
In diesem Sinne lässt sich ein weiterer Arbeits-Schritt erläutern. Weil nicht immer alle für alle alles anbieten können (und wollen – siehe „grüne Ampel“), braucht es Schwerpunkte und damit verbunden ein typisches Erkennungszeichen. Jede Pfarrei hat eines – auch die Hauptamtlichen. Dazu gehören ein tragfähiges Motto und ein klares Bekenntnis zu den eigenen Stärken – und denen der anderen. Damit die Neugier steigt, sei hier auf den nicht wenig umfangreichen, aber äußerst interessanten Anhang verwiesen.
Soviel in Kürze:
Die Kuratie betont ihren familiären Charakter, St. Peter und Paul die liturgische Angebote für Kinder und Jugendliche, St. Georg und Michael die Pfarrjugend. Die Hauptamtlichen erleben sich als „Wanderer“ zwischen den Pfarreien.
Die Wahrnehmung verschiedener Perspektiven ist gut, zeigt ein buntes und lebendiges Bild – ist also „gut katholisch“, was ja bekanntlich eine „umfassende“ Bedeutung hat, so Blüml.
Bei der bereits oben erwähnten Doppel-Frage: Was in der Pfarrei? Was in der Pfarreiengemeinschaft? wurden mittels Schreibgespräch folgende Aspekte ausführlich bearbeitet:
- Welche Konflikte und Risiken können sich ergeben?
- Welche Chancen und Hoffnungen?
- Wo geschieht bereits Zusammenarbeit?
- Wo sind gewollte Unterschiede?
Der interessierte Leser sei erneut auf den Anhang verwiesen. Wirklich spannend!
Viele Vorhaben
- Der Pfarrgemeinderat der Kuratie hat die Idee, zwischen Frühjahr und Sommer 2019 einen Glaubenstag zu gestalten.
- In St. Peter und Paul stehen die Entlastung des Pfarrgemeinderates und die Suche neuer Kandidaten im Vordergrund.
- In St. Georg und Michael will sich ein Team bilden, das in einem liturgischen Prozess an der Gestaltung der Gottesdienste mitwirkt.
- Die Hauptamtlichen wollen im Bereich Erstkommunion, Ehe und Familie neue Schwerpunkte setzen, Bibelarbeit und Jugendliturgie ausbauen, und mit dem Namen des Papstes, der für Aufbruch steht, im Oktober 2018 die „Roncalliwoche“ ins Leben rufen.
Wie geht es weiter?
Woran soll konkret weitergearbeitet werden? Wieder eine Matrix. Als Leser erahnen Sie schon: Wir haben viel geschrieben, sehr viel.
Zunächst zur Matrix:
- Vorhaben
- Alle, die mitmachen (Vor- und Nachname)
- Meine / unsere nächsten Schritte
- Termin/e, Uhrzeit, Datum, Ort
- Kontaktperson (Vor- und Nachname)
Ergebnis ist, dass sich Teams zu bestimmten Themen zusammenfinden werden:
- Gottesdienstordnung – denn in der Kuratie gibt es den Wunsch nach einer früheren Zeit. (Kontakt: Thomas Appel)
- Verständnis und Wertschätzung der Arbeit in den anderen Pfarreien und Transparenz (Kontakt: Marco Meier)
- Aufteilung von Veranstaltungen zwischen St. Georg und Michael und der Kuratie St. Johannes Baptist (Thomas Appel, Eduard Lutz) – Dabei ist wichtig anzumerken, dass die Gestaltung der Feier der runden Geburtstage davon nicht berührt ist, weil es sich um ein Angebot von Pfarrer Wurzer für ganz Göggingen handelt.
- Familien-sensiblisierte Erst-Kommunion-Vorbereitung – Pfarrer Wurzer will mit seinem Team zeitgemäß und innovativ handeln.
- Neue Ehrenamtliche motivieren – Charismen entdecken (Kontakt: Christian Klusmann)
- Menschen auf dem Weg zum Glauben begleiten (Kontakt: Bernd Birkenstock)
- Bergmesse (Kontakt: Bernd Birkenstock)
Die abschließende Runde gab die Möglichkeit für persönliche Eindrücke – und die waren zu großen Teilen positiv. Die zuvor abgefragte Zufriedenheit mit den Ergebnissen hatte jedoch einen eher mittelmäßigen Wert.
Und wieder ein Hinweis des Autors: Die Planung einer gemeinsamen Fahrt kann es in sich haben – die Fahrt selber Hindernisse und Umwege. Für Letzteres gilt zunächst: „Hätte man sich sparen können“. Aber: manche Erfahrung muss einfach gemacht werden! Stärkt ja auch die Gemeinschaft. Eheleute wissen, wovon sie reden.
Und weil noch so viel zu klären ist, soll der neue Vorstand des Pastoralrats zusammen mit dem alten die nächsten konkreten Schritte vorbereiten.
Nicht alles können wir uns erlauben. Die Ressourcen der Menschen, die sich im Hier und Heute um Jesus Christus versammeln und seine Botschaft in die Welt tragen, sind nicht unbegrenzt. Und doch manchmal größer, als wir zunächst meinen, wenn wir täglich neu auf die Kraft Gottes vertrauen.
Text: Thomas Seibert
Fotos: Joachim Schlosser