„Er wird nicht sprechen können.“ Erstarrt haben wir die Diagnose des Arztes über unseren Sohn vernommen. Es war eine schwierige Zeit – ich wollte es nicht wahrhaben. „Nur ein Wort“ – so der Titel eines rockigen Songs der Band „Wir sind die Helden“. Ein Lied voller Sehnsucht und Wut, das mich im Innersten tief berührt hat.
Ich sehe, dass du denkst. – Ich denke, dass du fühlst. – Ich fühle, dass du willst. – Aber ich hör dich nicht… Hab mir ein Wörterbuch geliehen. – Dir A bis Z ins Ohr geschrien – Ich stapel tausend wirre Worte auf, die dich am Ärmel ziehen. Oh bitte, gib mir nur ein Wort. – Bitte gib mir nur ein Oh…
Der Refrain klingt mir im Ohr wie ein Gebet. Der gute Gott hat aber mein Gebet nicht erhört. Noch heute ist unser Sohn ohne Worte. Die Sehnsucht ist geblieben. Hätte ich für Weihnachten einen Wunsch: „Oh bitte, gib ihm nur ein Wort!“ Der Evangelist Johannes beginnt seine Frohe Botschaft mit einem bedeutenden Satz, der am Weihnachtstag vorgelesen wird: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.“ Worte haben eine Wirkmacht. Sie können aufbauen, trösten und Lebensfreude vermitteln. Aber auch verletzen, erniedrigen und Schmerzen zufügen. Die Zeit vor Weihnachten vergeht oft damit, Geschenke auszuwählen. Diese Sorgfalt gilt auch der Auswahl unserer Worte. Das schönste Geschenk ist ein liebevolles Wort! Wo das geschieht, beginnt Gottes Reich unter uns zu wachsen. Unser Sohn kann nicht sprechen, aber jeden Abend beten wir zusammen. Und wir spüren Gottes Gegenwart. Was für ein schönes Geschenk!
Thomas Seibert, Pastoralreferent