Den Tauftag feiern
Haben Sie schon einmal daran gedacht, neben Ihrem Geburts- oder Hochzeitstag auch den Tauftag zu feiern? Ich wage zu behaupten, dass viele Christen ihren Tauftag gar nicht kennen. Diese Erfahrung mache ich durch all die Jahre hindurch bei den Gesprächen unserer Erstkommunionkinder und deren Eltern. Es liegt wohl daran, dass die meisten von uns als Kind getauft wurden und wir uns an diesen Tag nicht erinnern.
Ich bin jedoch überzeugt, dass der Tauftag der wichtigste Tag im Leben eines Christen ist. In der Taufe feiern wir unsere Berufung in das Gottesvolk. Das ist die höchste Berufung, die es gibt. Wir feiern, dass Gott zu unserem Leben steht. Die Taufe sagt mir zu: „Du bist mein geliebter Sohn.“ – „Du bist meine geliebte Tochter.“
Dabei täte uns diese Zusage in vielen Bereichen unseres Lebens so gut. Wieviel Kraft könnte uns zuwachsen, wenn wir dieser Zusage trauen würden und sie in unserem Leben sichtbar machen? Wir zeigen unser Leben aus der Taufe, wenn wir uns als Gemeinde am Sonntag zum Gottesdienst versammeln. Aus der gelebten Taufe heraus, kann jeder Christ den Mitmenschen – Kindern, Jugendlichen, Suchenden – erzählen, was ihm das Leben in der Nachfolge Jesu bringt und zeigen, wie es auch in die Gesellschaft hineinwirkt.
Trauen Sie sich in diesem Jahr Ihren Tauftag zu feiern und als Getaufte Ihre Gemeinde und die Welt im Geist Jesu mitzugestalten.
Erwachsenentaufe – Katechumenat
Vor einiger Zeit rief bei mir eine Frau an mit der Bitte um einen Gesprächstermin. Bei diesem Gespräch äußerte sie den Wunsch, getauft und damit Christin zu werden. Ja, es gibt solche Glücksmomente im Leben einer Gemeinde und eines Pfarrers. Wie kann der Weg zur Taufe aussehen?
Wer ist bereit diesen Weg mitzugehen? Ich habe dieses Anliegen dem Pfarrgemeinderat von St. Georg und Michael mitgeteilt und dieses Anliegen in die letzte Sitzung des Pastoralrates eingebracht. Es war die Freude, aber auch die Herausforderung in diesem Gremium zu spüren. Wir haben Erfahrung, wenn Kinder zur Taufe angemeldet werden.
Solch eine Taufvorbereitung dauert seine Zeit – ein Kirchenjahr oder vielleicht noch länger, bis der Entschluss tatsächlich gereift ist. Es wird in unserer Pfarreiengemeinschaft eine Katechumenatsgruppe geben, die sich mit Erwachsenen zur Vorbereitung auf die Taufe trifft. Die Mitglieder des Pfarrgemeinderates von St. Georg und Michael sind dabei. Wenn Sie Interesse haben in dieser Gruppe mitzuwirken, dann melden Sie sich bitte bei mir.
Kennen Sie jemanden, der als Erwachsener Christ in unserer Kirche werden will? Der vielleicht nicht weiß, wie er das angehen soll? Dann bitte ich Sie, diese Frauen und Männer zu ermutigen, sich bei mir zu melden. Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt diesem Taufwunsch näher auf den Grund zu gehen. Und nicht zuletzt wird dies auch in der Gemeinde etwas bewegen, wenn sichtbar und erfahrbar wird, dass Erwachsene nicht nur aus der Kirche austreten, sondern ganz bewusst nach der Kirche und der Taufe fragen. Begleiten Sie dieses Anliegen auch mit Ihrem Gebet.
Taufe als Berufung
“In allen Getauften, vom ersten bis zum letzten wirkt die heiligende Kraft des Geistes”, formuliert Papst Franziskus (Evangelii Gaudium 119). Taufe und Leben erscheinen jedoch oft nicht miteinander verbunden. Weil wir vermutlich unsere Taufberufung unterschätzen oder gar ganz vergessen.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat das traditionelle Verständnis der meisten Gläubigen, die Taufe sei eine Art „Eintrittskarte“ in die Kirche und reinige von der Erbsünde, korrigiert und erweitert. Menschen werden zu gläubigen Christen dadurch, dass sie von Gott gerufen sind, eine gottgeschenkte Würde haben, in Jesu Christi Leben, Sterben und Auferstehung hineingetauft sind, zu einem Leben in Heiligkeit und Vollkommenheit bestimmt sowie in der Gemeinschaft des Volkes Gottes zum Aufbau der Kirche und einer gerechten Menschheit gesandt sind.
Dieses umfassende Verständnis der Taufe hat Konsequenzen für den Alltag. Und die Berufung zur Heiligkeit mag manche gar erschrecken oder zum Kopfschütteln reizen. Die Berufung eines Christen wird darin heilig, dass sie sich in einem vom Glauben getragenen Lebensstil zeigt: Ich wende mich Gott zu, lobe Gott zusammen mit anderen, gebe Zeugnis von meinem und unserem Glauben, pflege einen gottoffenen und menschenfreundlichen Lebensstil und bin für meinen Nächsten da. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Freude, die aus einem Leben aus der Taufe wächst, in dieser Woche hier und da an sich selbst erfahren und spüren. Es gibt sie nämlich tatsächlich.
Firmung als Tauferneuerung
Mit der Taufe ist die Eingliederung in die Kirche noch nicht beendet. Bei der anschließenden Firmung heißt es: “Er gibt dir die Kraft, Christus immer ähnlicher zu werden, für ihn Zeugnis abzulegen und ein lebendiges Glied der Kirche zu sein.“
Taufe und Taufunterweisung waren von Anfang an mit Lebensentscheidung und Lebenswandel verbunden; Taufbewerbern übergab man in der frühen Kirche Psalm 34 und Psalm 15. Es sind Psalmen, die die Grundentscheidung zwischen Gut und Böse und das gläubige Leben zum Thema haben. Nehmen Sie doch Ihre Bibel zur Hand und lesen Sie diese beiden Psalmen einmal nach. Manchmal braucht es die Rückbesinnung auf das, wie ein Leben aus der Taufe aussieht.
Zum Abschluss dieser kleinen Reihe über die Taufe ein Wort von Karl Rahner: „Die Taufgnade lebt und wächst im christlichen Leben in seiner ganzen Länge und Breite. Aber man kann im Alltag doch auch ab und zu ausdrücklich sich selber sagen, in all den großen und kleinen Ereignissen seines Lebens: Du bist getauft, in der innersten Mitte deines Wesens lebt und will der Heilige Geist wirken; Gott hat dich beim Namen genannt, dich mit sich selbst begnadigt und vergöttlicht. Er will, dass diese göttliche Lebendigkeit auch wirklich Macht gewinnt in deinem Leben, bis in seine banalsten Alltäglichkeiten hinein.” (in: Schriften zur Theologie, Zürich-Einsiedeln-Köln 1984, S. 416)
Lebenskraft und Lebensfreude aus dieser Zusage Gottes wünscht Ihnen
Ihr
Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A.
Bild: Martin Manigatterer
In: Pfarrbriefservice.de