Unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert“ berichtete die Ordensschwester und Soziologin Dorothy Gabriel Fernandes aus Patna/Indien über ihre aktuellen Projekte bei einem gut besuchten Vortragsabend am 26. Februar in der Kuratie.
Eingeladen hatten die Arbeitskreise Mission-Entwicklung-Frieden in Göggingen und Inningen. Peter Gebhardt, Leiter des Arbeitskreises in Göggingen, betonte die enorme Bedeutung des kirchlichen Hilfswerkes MISEREOR, das sich seit Jahrzehnten weltweit für Menschen in Not einsetzt. Sabine Slawik, Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes und Mitveranstalterin, schilderte eindrucksvoll eigene Eindrücke ihrer Reise nach Indien, einem Land, in dem 2% der Bevölkerung zum Christentum gehören.
„Die Arbeit von MISEREOR basiert auf zwei Säulen“, erläuterte die Soziologin Sr. Dorothy: Grundlegende Ausbildung der Menschen und Aufklärung über ihre Rechte. Zweihundert Kinder, die in großen Städten gewöhnlich als Müllsammler arbeiten, erhalten eine regelmäßige Schulbildung, die einem ganzheitlichen Ansatz folgt. Es geht nicht nur um Theorie, sondern um lebenspraktische Kompetenzen. 120 junge Frauen werden jedes Jahr in „Nähzentren“ ausgebildet und zertifiziert – dadurch wird ihnen ein regelmäßiges Einkommen ermöglicht, das sie auch für die Ausbildung ihrer Kinder einsetzen können. 40% dieser Frauen machen sich sogar selbständig. Das eigene Einkommen hilft, den sozialen Status zu steigern – wichtig in einer Gesellschaft, die offiziell zwar das „Kastenwesen“ abgeschafft hat, aber im Denken nach wie vor an alten Strukturen hängt.
Die Menschen in Indien sehnen sich vor allem danach, ein sicheres Zuhause zu haben. Viele leben in der ständigen Angst, dass in fragwürdiger Kooperation mit Staatsorganen völlig überraschend Bulldozer rücksichtslos ganze Siedlungen einebnen. Ein für uns Deutsche unvorstellbares Lebensgefühl. Besonders gefährdet sind Frauen und vor allem Mädchen, die in hohem Maße Opfer von Gewalt werden.
Immer wieder versäumt es die Regierung, ihre Pflichten gegenüber der Bevölkerung wahrzunehmen. Zugesicherte Wohnungen werden nicht gebaut, Lebensmittelprogramme für die aller Ärmsten nicht durchgeführt. Genau hier setzt Fernandes an: Sie klärt über die Rechte auf, vermittelt Kontakte zu hohen Regierungsbeamten und den zuständigen Ministern. Manchmal ist es jedoch notwendig, eine Demonstration zu organisieren, um die Rechte wirkmächtig einzufordern.
„Den Stimmlosen eine Stimme geben“, so sieht die dynamische Ordensfrau ihren Auftrag. „Wir sind doch alle eine große Weltgemeinschaft!“ Letztlich geht es ihr darum, dass in sehr konkreten Schritten das Reich Gottes unter uns wachsen kann.
„Wichtig ist, sich weltweit gegenseitig im Gebet zu unterstützen“, so das Schlusswort der Menschenrechtlerin, die sich nicht nur über das lebendige Gespräch an diesem Abend freute, sondern auch über die Spendenbereitschaft der Gögginger und Inninger.
Thomas Seibert, Mitglied im AK Mission-Entwicklung-Frieden, Göggingen