Meine Tante liebte Volksfeste. Großen Spaß hatten wir mit dem Autoscooter. Sie ließ mich lenken und schwungvoll mit anderen zusammenknallen. Für ein paar Minuten gab es keine Regeln, die Aggression durfte raus.
Im menschlichen Miteinander ist es oft ähnlich: Schnell gerät ein einfaches Gespräch zum Schlagabtausch. Manchmal muss es sein, um Dinge zu klären. Geht es wirklich immer ums Klären oder darum, eigene Aggressionen abzubauen? Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556), gibt in einem kleinen und lesenswerten Büchlein einen wichtigen Hinweis:
Es ist vorauszusetzen, „dass jeder gute Christ bereitwilliger sein muss, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen;
und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht; und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe;
und wenn das nicht genügt, suche er alle angebrachten Mittel, damit jener, indem er sie gut versteht, gerettet werde“ (Geistliche Übungen, Anmerkung 22).
Thomas Seibert, Diplomtheologe