Wieder ist Gott reisefertig.
Da lese ich ein Wort von Nelly Sachs – es ist die letzte Zeile eines Gedichtes -, das im ersten Hören gewiss seltsam anmutet: „Wieder ist Gott reisefertig.“
Als ich diese letzte Zeile las „Wieder ist Gott reisefertig“, da begann ich nachzudenken: Wie ist das denn mit diesem Gott, der wieder reisefertig ist? Was ist das? Ist denn Gott auf dem Weg, unterwegs? Und sofort fiel mir der Name ein, mit dem Gott sich zum aller ersten mal seinem Volk geoffenbart hat, nämlich in der Wüste aus dem brennenden Dornbusch: „Ich bin da bei euch! Ich bin nicht ein Gott, der fern von euch im Himmel thront, sondern ich gehe mit euch auf den Wegen eurer Geschichte: Das ist mein Name!”
Und ich erinnerte mich daran, wie der Auferstandene als unscheinbarer Wanderer den Weg der Emmausjünger mitgegangen ist, die in Trauer und Hoffnungslosigkeit unterwegs waren.
„Wieder ist Gott reisefertig“ – ist es nicht ein sehr tröstlicher Gedanke, dass Gott mitgeht auf den Wegen unserer Lebensgeschichte. Dass er sich meinen Aufbrüchen und Lebenswegen „reisefertig“ anpasst, damit ich nicht in Verlorenheit gerate. Dass er auch auf meinen seltsamen und kuriosen Wegen und Irrwegen noch mitgeht – dieser über alles treue Mitwanderer meines Lebens. Dass er nicht aufhört, mir immer wieder stille Zeichen seines Mitgehens und seiner Sorge um mich zu geben.
So möchte ich mich neu meinem „reisefertigen“ Gott anvertrauen, wie es Paul Gerhardt in seinem Gedicht schreibt:
„Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des,
der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.“
Gesegnete Tage wünscht Ihnen
Pfarrer Ulrich Müller