Liebe Leserinnen und Leser,
in diesen Tagen beginnt nach der närrischen Zeit auch wieder die vorösterliche Fastenzeit mit ihrem Ruf zu Umkehr und Buße. Beides – Umkehr und Buße – ist unserer Zeit eher fremd geworden. Die Einsicht, dass wir nicht nur im Allgemeinen „keine Engelchen“ und nicht perfekt, sondern auch ganz konkret Sünder sind und Sünden begangen haben, tut weh.
Wer sich aber genau darauf einlässt und die Versöhnung mit Gott sucht, kann sie finden. Das Sakrament der Versöhnung (= Beichte) ist die vor Gott gültige Lossprechung von den Sünden.
Das fällt natürlich schwer, erst recht, wenn man sich schon lange nicht mehr getraut hat. Aber es geht nicht nur Ihnen so. Auch mir ist es peinlich, meine Sünden vor den Ohren eines anderen Priesters zu bekennen. Auch ich erröte dabei manchmal innerlich und äußerlich. Aber die Vergebung Gottes ist mir das immer wert!
Neulich fragte bei einer Beichte der Priester nach der Lossprechung noch: „Was machen Sie eigentlich beruflich?“
„Ich bin Zirkusartist.“
„Interessant! Was machen Sie da so?“
„Das kann ich Ihnen nicht so gut erklären – aber vorführen könnte ich es.“
„Au ja! Bitte!“
Der Artist geht aus dem Beichtstuhl – der Pfarrer schaut auch raus – und der Artist macht erst einen Handstand, springt dann rückwärts in einer halsbrecherischen Rolle auf eine Kirchenbank, balanciert mit einer Hand auf der Banklehne, stößt sich kräftig nach oben ab und landet nach einer halben Drehung elegant mit den Füßen auf dem Boden.
Der Pfarrer nickt anerkennend und der Artist geht.
Da kommt ein altes Mütterchen zitternd auf den Beichtstuhl zu: „Aber bitte, Herr Pfarrer, geben’s mir nicht auch so eine schwere Buße!“
Keine Angst: wenn Sie zur Beichte kommen, wird es Ihnen dabei nicht so gehen, wie dieser Frau. Aber vielleicht so, wie dem Artisten und unzähligen anderen Menschen: dass Sie vor Freude am liebsten laut jauchzen und springen möchten. Denn Beichten – tut einfach gut!
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen für die letzten Faschingstage und die anschließende Fastenzeit!
Ihr Kaplan Andreas Theurer