Juli 2018 – Gedankenblitz
Freilichtbühnenbesuch 2018. Es liegen schon Werbeflyer für die Aufführung 2019 auf den Sitzen. Jesus Christ Superstar – Wäre das nicht etwas für unsere Pfarreiengemeinschaft? Warum eigentlich nicht?
Herbst 2018 – Erste Vorüberlegungen
Ich spinne die Idee erst einmal privat weiter.
Wie können möglichst viele Leute mitgehen, mit möglichst geringem Organisationsaufwand für mich. Der Kartenverkauf über das Pfarrbüro ist natürlich auch keine Option. Was also tun?
Die nette Dame vom Kartenvorverkauf teilt mir mit, dass das Theater den Service bietet, Karten für einen gewünschten Zeitraum zu reservieren. Jeder Besucher kann selbstständig mit der Reservierungsnummer Karten für diesen Bereich kaufen. Das ginge vielleicht.
Jetzt muss ich nur noch die Anderen überzeugen.
Oktober 2018 – Erste Hürde
Ich stelle die Idee in der Vorstandssitzung des Pastoralrats vor. Die Kollegen wollen die Idee mittragen. Sie kommt auf die Tagesordnung für die nächste Sitzung.
November 2018 – Zweite Hürde
Ich stelle die Idee in der Pastoralratssitzung vor. Der vorgeschlagene Kartenbereich enthält 144 Plätze in vier Preiskategorien. Auch hier wird die Idee positiv aufgenommen. Wir kommen überein, dass es ein Termin nach den Pfarrfesten sein soll. Die Wahl fällt auf Freitag, den 12. Juli 2019. Die Karten werden für uns bis Ende April reserviert. Dann gehen Sie wieder in den freien Verkauf.
Januar 2019 – Werbung
Ich präsentiere die Idee beim Mitarbeiteressen, erkläre das Was, Wann und Wie.
Ab jetzt kann alles seinen Lauf nehmen.
Mai 2019 – Zwischenstand
Ca. 100 Karten sind verkauft worden.
Juni 2019 – Judas Verräter oder Heilsbringer?
Aus allen drei Pfarreien sind interessierte Zuhörer in die Kuratie St. Johannes Baptist gekommen. Julia Schlosser, eine ausgesprochene Musicalexpertin, bietet eine Einführung zur Rockoper Jesus Christ Superstar an.
Wer möchte schon gerne Judas heißen? Keiner im Raum meldet sich. Auch kennt niemand einen Judas, was auch daran liegen mag, dass es in Deutschland verboten ist, sein Kind Judas zu taufen. Judas war der Verräter schlechthin. Damit will man schließlich nichts zu tun haben. Julia Schlosser beleuchtet die Verratsgeschichte aus einer anderen Perspektive. Im Stück kommt die Zerrissenheit des Judas heraus. Er liebt Jesus, keine Frage, kommt aber mit seinem Starkult (Einzug in Jerusalem) immer weniger zurecht. Am Ende steht die Frage, wie es mit der Heilsgeschichte ausgegangen wäre, hätte Judas Jesus nicht verraten? Jesus wäre nicht gekreuzigt worden, wäre nicht auferstanden und unsere eigene Geschichte wäre wohl ganz anders verlaufen…
Juli 2019 – Dritte Hürde – Das Wetter
Heiß waren die letzten Junitage und ich habe keinen Tag an schlechtes Wetter gedacht. Bis zum Kinderfest in St. Georg und Michael. Etwas lässt mich aufhorchen.
„Nächstes Wochenende soll das Wetter ja ganz schlecht werden. Schon ab Donnerstag“, sagt jemand hinter mir.
Das kann doch nicht sein. Ab jetzt schaue ich mindestens einmal täglich in verschiedensten Wetterportalen nach dem Wetter vom Freitag. Keines klingt beruhigend.
12. Juli – Der Tag der Aufführung
Der Wetterbericht ist immer noch schlecht. Es ist 12:00 Uhr Mittag und es regnet. Meine Vorfreude hält sich in Grenzen. Die Wetterportale geben immer noch keine Entwarnung. Sogar unwetterartige Gewitter sind angesagt. Bei meiner Tochter trudeln die ersten WhatsApp Anfragen der Jugendlichen ein, ob die Aufführung stattfindet oder nicht. Keine Ahnung. Am Nachmittag lässt der Regen nach und sogar die Sonne kommt heraus. Ich werde mich sicherheitshalber warm und regensicher anziehen.
Schade, ich hätte an dieser Stelle gerne ein paar Bilder mit gut gelaunten Göggingern und Inningern gezeigt. Aber die Theaterseite zeigt folgende Nachricht.
Irgendwie bin ich erleichtert. Es gibt eine Entscheidung und niemand muss frierend und durchnässt auf der Freilichtbühne ausharren. Aber die Enttäuschung überwiegt. Schade, an einem schönen Sommerabend hätte es ein schönes gemeinsames Event werden können. Aber vielleicht sehen wir uns ja doch noch an einem der nächsten Aufführungstage. Das Wetter soll ja besser werden.
Das Staatstheater Augsburg nimmt im Herbst übrigens das Einmannstück „Judas“ ins Programm. Es wurde schon zur 1000-Jahr Feier der Moritzkirche auf dem Kirchplatz gespielt. Ich habe es schon gesehen und kann es nur empfehlen. Auch hier geht es um Judas, der mit sich und der Welt hadert. Vielleicht findet sich ja jemand in unserer Pfarreiengemeinschaft der/die die Organisation übernimmt. Mit dem Wetter gibt es da sicher keine Schwierigkeiten.
Ihre Annegret Schuster