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Foto: Myriam, Pixabay, Pfarrbriefservice
Bei einem gut besuchten Vortrag in der Kuratie inspirierte die Referentin Regina Wühr zum Thema „Lebensstoffe – Glaubensstoffe“.
Was ziehe ich heute an? Diese Frage am Tagesbeginn hat oft mit der eigenen Stimmung zu tun. So steht zum Beispiel die Farbe rot nicht nur für Wärme und Liebe, sondern auch für Kampf und Revolution. Blau hingegen wirkt eher seriös und ruhig.
Die Frage nach dem passenden Gewand mussten sich Adam und Eva zunächst nicht stellen. Erst nach dem Sündenfall erkannten sie ihre Nacktheit und Schutzlosigkeit. Die beiden probierten, sich mit einem Feigenblatt zu schützen. Ein eher erfolgloser Versuch. Doch dann ist es Gott selbst, der ihnen Gewänder aus Fell machte. So zeichnet die Bibel am Anfang im Buch Genesis dieses kostbare Bild eines fürsorgenden Gottes!
Die Abgründe menschlichen Verhaltens blendet die Heilige Schrift nicht aus. Als Jakob seinem Lieblingssohn Josef ein besonders schönes Gewand schenkte, entfachte der Zorn der elf Brüder – ein Mordversuch folgte. Alles aus Neid! (Genesis Kap. 37-50)
Der Evangelist Lukas berichtet im Gleichnis vom verlorenen Sohn, dass der barmherzige Vater aus purer Freude über die Rückkehr des Kindes ihm das beste Gewand für das üppige Fest besorgen ließ. Die Reaktion des älteren und fleißigen Bruders: Neid! (Kap. 15)
Die Menschen sind nicht immer nett zueinander – die dunklen Abgründe bleiben. Der Prophet Jesaja tröstet mit einer bemerkenswerten Aussage über Gott: „Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt. (Kap. 61)
Der Mantel hat in biblischer Zeit eine hohe Symbolik: Er schützt und darf deswegen niemandem abgenommen werden. Als die römischen Soldaten Jesus seinen Mantel wegnahmen, machten sie ihn schutzlos.
Es ist bis heute nicht nur eine Geste der Höflichkeit, einer anderen Person in den Mantel zu helfen, sondern ein Symbol der Fürsorge, wenn man Kindern, schwachen, kranken oder behinderten Menschen beim Anziehen hilft.
Ordensleute tragen einen Habit – der steht für ein anderes Leben.
Das Taufgewand, das in der frühen Kirche Erwachsenen angelegt wurde, bedeutet: Gott zieht mich an – im doppelten Wortsinn. Es geht dabei um Zuneigung und eine Zusage: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“ (Brief des Apostels Paulus an die Galater, Kap. 3) Wer sich von Christus anziehen lässt, wirkt auf andere anziehend. So kann Kirche wachsen.
Thomas Seibert, Pastoralreferent