Der vernichtende Satz der liebsten Frau: „Du Schatz, das Zimmer ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Vorausgegangen war eine längere Urlaubsplanung und all die Mühen, eine Familie an einen bestimmten Sehnsuchtsort zu karren, von dem man sich Großartiges erwartet hatte. Die Erwartung war hoch – die Enttäuschung dementsprechend.
„Na, ja – wenigstens war die Vorfreude doch schön.“ Die Antwort darauf lasse ich jetzt weg.
„Reisen ist schöner als ankommen“, sagte Mark Twain. Mit anderen Worten: Die Wirklichkeit enttäuscht die Erwartung. Meistens! Der Ärger folgt.
Was der Evangelist Lukas irgendwann um das Jahr 90 nach Christus vor Augen hatte, wissen wir nicht genau. Vermutlich waren die frühen Christen untereinander keineswegs immer „ein Herz und eine Seele“. Gründe zum Streiten gab es genügend. Die Apostelgeschichte gibt davon Bericht. Streit gehört zum Leben.
Das wusste Lukas – und deswegen stellt er an den Anfang seiner Apostelgeschichte ein hohes Ideal der Einmütigkeit.
Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war,
kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird
und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist,
nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen,
gingen sie in das Obergemach hinauf,
wo sie nun ständig blieben…
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet,
zusammen mit den Frauen
und Maria, der Mutter Jesu,
und seinen Brüdern. (Apostelgeschichte 1)
Beachtlich ist das Wort „verharren“; im wörtlichen griechischen Text steht „ausharrend“, was der Duden wie folgt erklärt:
„An einem bestimmten Ort [trotz widriger Umstände] geduldig weiter, bis zum Ende warten, aushalten“
Ein Blick in den Alltag genügt, um zu erkennen: Die Wirklichkeit enttäuscht. Und das umso mehr, je höher die Erwartungen sind. Also: Vorsicht mit zu hohen Erwartungen. Der bescheidene, aber realistische Trost des Lukas findet sich im Duden. Die Kraft des Gebets ist dabei nicht zu unterschätzen!
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