Blicke ich morgens nach dem Aufstehen in den Spiegel, sehe ich die Furchen der vergangenen Nacht in meinem Gesicht. Die erschöpften Augen sind das Abbild eines schlechten Schlafs. Ich weiß nicht mehr, welche Geister durch das Haus meiner Seele gejagt sind. Die meisten Traumbilder verblassen wieder, sie werden vergessen. Es bleiben diffuse Gefühle und ungute Ahnungen.
Tagsüber habe ich Kontrolle über den Zustand meines Gemütes. Der Verstand hilft mir, die vielen Dinge zu ordnen und zu bewerten: Das war gut oder schlecht, erfreulich oder belastend, hilfreich oder sinnlos. Gespräche mit anderen Menschen sind dabei sehr wichtig. Aber nachts bin ich wieder allein – und ich weiß nicht, welche Dinge aus den Tiefen meiner Seele kommen.
Darum bete ich jeden Abend zu Gott, dass er die Zeit der Nacht mit seinem Segen begleiten möge. Ich vertraue mich ihm an und bitte, dass er die Menschen, die mir am Herzen liegen, beschützt.
„Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Bleibe bei uns und bei deiner ganzen Kirche. Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.“ (Gotteslob Nr. 11,5)
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