Der Inninger Hochaltar zeigt uns ein Bild zur Fastenzeit:
Die Beweinung Christi nach der Abnahme vom Kreuz
Maria hält Jesu Leichnam auf ihrem Schoß – wir kennen dieses Andachtsbild unter dem Namen Pieta in verschiedenen Darstellungen: Maria, die Mutter der Schmerzen leidet mit allen, die den Tod eines Kindes, eines lieben nahen Angehörigen beklagen.
Maria ist aber nicht allein in ihrer Trauer; sie ist umgeben von Menschen, die ihr nahe stehen: zu ihrer Rechten Johannes, den Jesus noch vom Kreuz herab ihr als Sohn anvertraute. Maria von Salome, die Mutter von Jakobus d. Ält. und Johannes (Zebedäussöhne) legt tröstend den Arm um Maria.
Zu Füßen Jesu sehen wir Maria von Magdala, die mit der Mutter Jesu unter dem Kreuz aushielt. Und ganz praktische Hilfe gab Josef von Arimathea, ein vornehmer Ratsherr. Er erbat von Pilatus Jesu Leichnam und stellte das Grab in der Nähe zur Verfügung. Etwas im Hintergrund steht Nikodemus, der Jesus heimlich bei Nacht aufgesucht hatte; er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe für das Begräbnis. Auch Maria Klopas, die Mutter Jakobs des Jüngeren ist Maria nahe und hebt klagend die Hände zum Himmel. Ist es nicht tröstlich, im Leid so umsorgt und gestüzt von lieben Menschen zu sein!
Im Hintergrund wird der Hügel Golgota mit dem Fuß des Kreuzes sichtbar, dunkles Gewölk – „es brach eine Finsternis herein“ heißt es in der Bibel. Doch die Menschen auf dem Bild blicken nicht zurück ins Dunkle. Sie lassen es hinter sich. Sie blicken nach vorne, ins Licht. Einige Gesichter sind hell, Marias Gesicht fast leuchtend. Woher kommt dieses Licht? Die fein abgestimmten Farben und besonders das leuchtende Rot des Lieblingsjüngers Johannes geben dem Bild Leben. Will das Bild Trost und Hoffnung in leidvollen Situationen zusprechen? Soll schon mit der Helligkeit und den Farben das Licht und das neue Leben des Ostermorgens ankündigt werden?
Helga Hundseder