Die Globalisierung ist eine Realität, mit der wir leben müssen. Bei vielen erzeugt sie Angst und Resignation. In der berühmten „Berliner Rede“ (2002) formulierte der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau den bedeutenden Satz: „Globalisierung ist kein Naturereignis. Sie ist von Menschen gewollt und gemacht. Darum können Menschen sie auch verändern, gestalten und in gute Bahnen lenken.“
Darum ging es dem Referenten Alfred Brendle bei seinem lebendigen Vortrag in der Kuratie St. Johannes Baptist in Göggingen:
Rund 6% der Weltbevölkerung besitzen 60% des gesamten Reichtums, der sich vor allem in den USA konzentriert. 50% der Menschen leiden an Unterernährung, 26% an Übergewicht. 25% verfügen über kein sauberes Trinkwasser, 80% haben kein ordentliches Zuhause.
15% erzeugen mehr als die Hälfte des klimaschädlichen CO2. 25% verbrauchen ¾ der Gesamtenergie. 17% sind medizinisch unterversorgt.
Schon die Antike kannte weltweiten Handel. Doch heute, im digitalen Zeitalter, sind Geld- und Warenströme so beschleunigt, dass unser Globus zu kollabieren droht. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch vielen Menschen, die Opfer dieser Entwicklungen sind.
Anschaulich wird das zum Beispiel bei einer Jeans: Die Baumwolle aus Indien, Düngemittel und Pestizide aus deutscher Chemie, Weiterverarbeitung zu Garn in China, zu Stoff gewebt in Polen, eingefärbt in Taiwan mit Farbstoffen aus China und Deutschland, Zusammennähen auf den Philippinen. Die meisten, die an der Herstellung mitwirken, arbeiten völlig unterbezahlt.
Ein besonderes Problem ist die Machtkonzentration multinationaler Konzerne, die in vielen Fällen starken Einfluss auf einzelne Staaten ausüben. Weltweite Handelsabkommen dienen nicht nur einem freien Handel, sondern auch der Verhinderung von Schutzvorschriften für Mensch und Umwelt. Gerechte Löhne – Fehlanzeige! Geringe Löhne schwächen aber auch die Kaufkraft vor Ort. Das bewirkt, dass ausgebeutete Menschen aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen.
Ein wichtiger Beitrag, um die Verhältnisse armer Menschen zu verbessern ist eine gerechte globale Wirtschaft. Da ist die Politik gefordert!
Große Hilfswerke wie Misereor und Missio bemühen sich weltweit, mit lokalen Modellprojekten diesem Ziel näher zu kommen. Deutsche Verbraucher können das durch den Kauf von Produkten aus dem fairen Handel unterstützen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Siegeln. Doch wie lässt sich erkennen, welchen Wert sie haben?
Das Transfair-Siegel kennzeichnet Produkte, die nach den Grundsätzen des fairen Handels hergestellt wurden. Das Blumensiegel garantiert existenz-sichernde Löhne, Gewerkschaftsfreiheit, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit, verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und das Verbot hochgiftiger Pestizide. Das Rugmark-Siegel gewährleistet bei Teppichen aus Indien und Nepal das Verbot von illegaler Kinderarbeit, gesetzliche Mindestlöhne und unangekündigte Kontrollen der Produktionsstätten.
Einen aktuellen Überblick gibt es unter www.label-online.de
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