Werkzeuge der geistlichen Kunst
Schon lange schau ich sie mir nicht mehr an, obwohl sie für einen gut informierten und verantwortungsvollen Bürger fast eine Pflicht darstellt: Die Tagesschau. Ein Team von Redakteuren wählt aus, was die Nation wissen muss. Muss ich wirklich all das wissen? Vieles von dem, was ich höre, verärgert und belastet.
Nicht nur die schlechten Nachrichten, sondern auch verletzende Worte von Mitmenschen, Angriffe, Demütigungen, zynische Bemerkungen und vieles mehr erzeugen negative Gefühle. Ebenso ist es mit bestimmten kreisenden Gedankengängen. Wenn diese Dinge die Tiefe der Seele erreichen, entfalten sie dort eine eigene Wirkung. Ein schlechter Schlaf ist oft die Folge. Frieden im Herzen wäre gut!
Von dem ägyptischen Mönch und „Wüstenvater“ Evagrius Ponticus (345 – 399), der als Asket und Schriftsteller lebte, ist ein schöner Text überliefert:
Der Türhüter
Sei ein Türhüter deines Herzens,
und lass keinen Gedanken
ohne Befragung herein.
Befrage jeden Gedanken,
und sprich zu ihm:
Bist du einer der unseren
oder einer unserer Gegner?
Und wenn er zum Hause gehört,
wird er dich mit Frieden erfüllen.
Wenn er aber des Feindes ist,
wird er dich durch Zorn verwirren
oder durch Begierde erregen.
Ich entscheide, welche Gedanken in das Haus meiner Seele hineindürfen. Manches darf guten Gewissens draußen bleiben.
Thomas Seibert, Diplomtheologe