Liebe Leserin, lieber Leser,
AHA – diese drei Buchstaben sind uns seit Wochen bekannt und begleiten uns auf Schritt und Tritt. Sie sind so bekannt, dass dieses Wort in den Top 10 der Wörter des Jahres 2020 den 5. Platz belegt. Die AHA-Regel bezeichnet die empfohlene Kombination der Vorsorgemaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Das Virus hat unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft massiv verändert. Wir halten Abstand voneinander, um uns zu schützen. Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – diese Dinge bestimmen unser Leben und sind für alle eine Herausforderung. Wir wünschen uns, dass wir einander unbeschwert begegnen können, wir sehnen uns nach menschlicher Zuwendung und hoffen, dass wir bald wieder die Nähe erleben können, die wir vor der Pandemie hatten. Die letzten Wochen haben uns bewusst werden lassen, wie wir auf menschliche Nähe angewiesen sind und wie anstrengend es ist, mit den Einschränkungen der Pandemie zu leben. Dies betrifft die Kinder und Jugendlichen ebenso wie die Erwachsenen. Und die kranken und älteren Menschen leiden besonders an dieser Isolation. Wir Menschen sind soziale Wesen und leben von und in unseren Beziehungen, die uns Heimat und Anerkennung geben. Wir brauchen Beziehungen, die uns zeigen, dass wir anerkannt sind, einen Platz haben und ohne Angst leben können.
Kennen Sie auch ein AHA-Erlebnis? Vielleicht erinnern Sie sich an eine Begebenheit, die Ihnen so eine Einsicht schenkte. Ganz unerwartet und ohne damit zu rechnen, zeigt sich eine Lösung. Und was lange Zeit verborgen war, kommt ans Licht. Solche Erlebnisse tun Kindern gut, wenn eine Aufgabe auf einmal gelöst werden kann. Erwachsene zeigen sich erfreut, wenn ihnen plötzlich so ein Geistesblitz geschenkt wird.
Die Weihnachtsgeschichte erzählt von den Hirten, die die Schafe hüten. Die Hirten auf dem Feld von Bethlehem werden vom Himmel gleichsam überfallen, als die Engel mit der frohen Botschaft zu ihnen kamen. Jener Menschengruppe, die so wenig Platz in der Mitte der Gesellschaft hatte und die kein hohes Ansehen besaß, wird verkündet, dass der Retter geboren ist. Sie glauben dieser Botschaft und machen sich auf das Wort der Engel auf den Weg. Was mag da in ihnen vorgegangen sein? In ihnen hat die Überzeugung Platz genommen haben: Wir sind nicht ausgeschlossen vom Heil der Welt. Gott hat uns nicht vergessen. Uns ist, auch in aller Einfachheit und Armut, das Heil und die Gnade Gottes zugesagt.
Ob die Hirten sagen würden, dass sie ein AHA-Erlebnis hatten? Ich kann mir das gut vorstellen. Ich würde jedem von uns so ein AHA-Erlebnis im Laufe des Lebens wünschen. Weihnachten ist dann viel mehr als ein Geschenkefest oder ein Familientreffen. Beides ist wichtig und kann helfen, dass wir etwas von der Weihnachtsbotschaft erspüren. Weihnachten ist ein Fest, das ganz tief in das Leben eines jeden Menschen hineingreifen will. Gott zeigt sich im Kind in der Krippe, dass er sich ganz in unser Menschsein einlässt. Alles teilt er mit uns, nichts ist ihm fremd. In jeder Lebenslage darf ist darauf vertrauen, dass er sie mit mir teilt. Er wird nicht jede Lebenskrise von mir nehmen und wird auch nicht jede Lebenslast von mir fernhalten. So versteht sich Gott, der sich in Jesus Christus zeigt nicht. Was er uns zusagt ist, dass er an unserer Seite aushält und dass wir vor ihm keine Angst haben müssen. Den Hirten wird zusagt: „Fürchtet euch nicht!“
Weihnachten schenkt uns eine AHA-Botschaft! Deshalb begleiten uns diese Buchstaben auch durch die kommenden Tage und durch alle Tage unseres Lebens. Seit das Kind in der Krippe geboren wurde, gilt für jeden von uns und zwar an jedem Tag die AHA-Botschaft: Alle-Haben-Ansehen. Auf Ansehen und Würde hofft jeder Mensch und erwartet sie jeden Tag. Unser Glaube spricht von diesem Ansehen, das wir bei Gott haben. Und das Schöne ist, dass wir uns dies bei unserem Gott gar nicht erleisten müssen, ja nicht einmal verdienen können. Gottes Ansehen und seine Nähe werden uns geschenkt und sind uns zusagt für jeden Atemzug und Augenblick unseres Lebens. In den dunklen Momenten des Lebens, in den Krisen und Verwundungen, bei den vielen offenen Fragen zum Leben und auch gegenüber Gott, wenn wir ihn nicht verstehen … immer und überall dürfen wir wie die Hirten hören „Fürchtet euch nicht!“ Für jeden gilt die göttliche Botschaft, die uns Jesus ausrichtet und drängt, ihr auch zu vertrauen: Alle-haben-Ansehen – AHA.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2021 Hoffnung und Zuversicht, dass ihr Leben gehalten und getragen ist von Gott und seiner Liebe zu uns Menschen. Möge jeder Tag begleitet sein von Gesundheit und Gottes Segen
Ihr Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A.