Schon lange schau ich sie mir nicht mehr an, obwohl sie für einen gut informierten und verantwortungsvollen Bürger fast eine Pflicht darstellt: Die Tagesschau. Ein Team von Redakteuren wählt aus, was die Nation wissen muss. Muss ich wirklich all das wissen? Vieles von dem, was ich höre, verärgert und belastet.
Nicht nur die schlechten Nachrichten, sondern auch verletzende Worte von Mitmenschen, Angriffe, Demütigungen, zynische Bemerkungen und vieles mehr erzeugen negative Gefühle. Ebenso ist es mit bestimmten kreisenden Gedankengängen. Wenn diese Dinge die Tiefe der Seele erreichen, entfalten sie dort eine eigene Wirkung. Ein schlechter Schlaf ist oft die Folge. Frieden im Herzen wäre gut!
Von dem ägyptischen Mönch und „Wüstenvater“ Evagrius Ponticus (345 – 399), der als Asket und Schriftsteller lebte, ist ein schöner Text überliefert:
Der Türhüter
Sei ein Türhüter deines Herzens,
und lass keinen Gedanken
ohne Befragung herein.
Befrage jeden Gedanken,
und sprich zu ihm:
Bist du einer der unseren
oder einer unserer Gegner?
Und wenn er zum Hause gehört,
wird er dich mit Frieden erfüllen.
Wenn er aber des Feindes ist,
wird er dich durch Zorn verwirren
oder durch Begierde erregen.
Ich entscheide, welche Gedanken in das Haus meiner Seele hineindürfen. Manches darf guten Gewissens draußen bleiben.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Thomas Seibert meint
Liebe Frau Taufratshofer-Schneider,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich selbst muss auch jeden Tag neu üben, mich nicht zu stark von negativen Gedanken treiben zu lassen. Aber es gibt Situationen, in denen es wirklich ganz schwierig ist, die Fassung zu behalten. Das kenne ich leider aus eigener Erfahrung.
Ihnen alles Gute und viele Grüße
Thomas Seibert
Elvira Taufratshofer-Schneider meint
Sehr geehrter Herr Seibert,
vielen Dank für diesen wunderschönen Text über den Türhüter. Wenn es bloß immer so einfach wäre die negativen Gedanken vor der Tür zu lassen.
Vielen Dank
mit freundlichen Grüßen
Elvira Taufratshofer-Schneider