An Fronleichnam ziehen katholische Christen mit einer Monstranz durch die Straßen – dieses Jahr leider nicht. Schon das Wort Fronleichnam verstehen heute die wenigsten. Es geht also um katholisches Insiderwissen. Kinder und Erwachsene antworten oft: „Irgendwas mit Tod – im Wort kommt ja ein Leichnam vor.“ Stimmt nicht so ganz. Wenn man weiß, dass dahinter das mittelhochdeutsche Wort für „Leib“ steckt, ist man schon einen Schritt weiter. Das Wort „Fron“ lässt sich mit Fronarbeit verbinden – kurzum: ein altes Wort für „Herr“. Also: Leib des Herrn. Die weibliche Form „Frau“ ist noch gebräuchlich.
Katholische Christen ziehen mit dem Leib des Herrn durch die Straßen. Eine Art von Demonstration, was ja in diesen Tagen in Demokratien (und in Diktaturen immer) nicht so gern gesehen ist. Das schöne goldene Vorzeigeobjekt ist die Monstranz. Der lateinische Wortstamm „monstrare“ bedeutet „zeigen“. Katholische Christen zeigen den Leib des Herrn.
Das Schöne an diesem Fest: Es geht um eine Bewegung aus der Kirche heraus – hinein in die Welt. Natürlich müssen an Fronleichnam die Menschen zuerst in die Kirche hinein, um anschließend wieder hinaus zu gehen. Hinein und hinaus – das ist viel Bewegung. Deswegen erinnert das Fronleichnamsfest an das pilgernde Volk Gottes. Gott entgegen zu gehen, ist ein Grund zur Freude. Das zeigen wir gerne!
Wenn andere sehen, da gehen Christen Gott entgegen, kommt hoffentlich Lust auf mitzugehen, teilzunehmen und teilzuhaben.
Als Vater eines behinderten Kindes weiß ich, was Teilhabe sein soll. In Zeiten von Covid-19-Maskenpflicht durften wir nun auch lernen, wie es ist, wenn behinderte Menschen keine Maske tragen können: Ausgrenzung.
Zur Teilhabe äußerte sich bereits der Apostel Paulus:
“Schwestern und Brüder!
Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen,
nicht Teilhabe am Blut Christi?
Ist das Brot, das wir brechen,
nicht Teilhabe am Leib Christi?
Ein Brot ist es.
Darum sind wir viele ein Leib;
denn wir alle haben teil an dem einen Brot.” (1. Korintherbrief, Kap. 10)
Woran erkennt man Christen? Sie sind einladende Menschen, die andere an der Freude Gottes teilhaben lassen.
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