Es gibt sie! Momente von Glück und Erkenntnis. Womöglich ging eine längere Zeit des Nachdenkens voraus, um für eine unklare Situation eine gute Lösung zu finden. Viele Gespräche, Abwägungen und Beratungen sollten einen neuen Weg aufzeigen. Der aber zeigte sich nicht. Doch irgendwann, oft überraschend, ist unser Geist erfüllt von einer befreienden Klarheit. Die Zeit danach fühlt sich an wie ein neuer Morgen, der frisch angebrochen ist. Gern erinnere ich mich an solche wegweisenden Augenblicke in meinem Leben zurück.
Zu dieser Stimmung passt der wunderschöne Song „Morning has broken“, dessen Text von der englischen Kinderbuchautorin und Lyrikerin Eleanor Farjeon 1931 zu einer alten gälischen Melodie geschrieben wurde. Cat Stevens hat das Lied 1971 neu interpretiert. Die wenigen Strophen ergaben bei der Aufnahme im Studio nur 45 Sekunden. Der Plattenproduzent sagte: Das geht so nicht! Ein Satz, den wir kennen und der oft Hoffnungen zerstört. Zufällig hörte Stevens, wie ein anderer Musiker etwas in der Aufnahmekabine auf dem Klavier spielte. Er konnte ihn überzeugen, das in seinen Song einzubauen. Manchmal sind es Zufälle – oder Fügungen (!), die eine Lösung bringen. Das Werk wurde ein Welterfolg.
„Der Morgen ist angebrochen so wie der allererste Morgen / Die Amsel hat gesungen so wie der allererste Vogel / Lobpreis für ihren Gesang, Lobpreis für den Morgen / Lobpreis ihnen dafür, der Welt frisch entsprungen zu sein…“
Der Evangelist Markus beschreibt eine starke Szene, in der es ebenfalls um einen Neuaufbruch geht. Zum Hintergrund gehört wohl die Unzufriedenheit über das kraftlose Gerede von klugen Leuten, den Schriftgelehrten. Dass vielmals Worte und Taten nicht übereinstimmen, ist man gewohnt.
Als Jesus die Bühne betritt, verändert sich die Lage komplett. Seine kraftvolle, vollmächtige Lehre überzeugt in ihrer Klarheit. Vor allem deswegen, weil Jesus das tut, was er sagt: Er heilt und befreit.
„In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.
Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.“ (Kap 1,21-28)
Die anfangs erwähnten freudigen Glücksmomente können wie eine schöne Stimmung wieder schnell verfliegen. Oder: Wir gehen ihnen auf den Grund und geben mit dem, was wir dort vielleicht entdecken, dem Leben eine neue und krafterfüllte Ausrichtung! Endlich Klarheit!
Thomas Seibert
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