Ein Treffen von erwachsenen Menschen mit dem Zweck, gemeinsam etwas zu beraten, wird gewöhnlich als Meeting bezeichnet. Man sitzt dann zusammen und berichtet sich gegenseitig von verschiedenen Dingen, um Ergebnisse zu erzielen. Wenn ein guter Geist weht, läuft es prima und alle sind bereichert. Wenn kein guter Geist weht, werden böse Kräfte entfesselt: Eigene Erfolge werden aufgeblasen, Misserfolge eher unterbelichtet. Was die anderen angeht: fremde Erfolge eher kleinmachen oder gar zerlegen und eigenes Mittelmaß als Super-Nummer verkaufen. Ideenklau ist auch beliebt. Es wird berichtet, dass es bei vielen Treffen zu 90% um Gefühle geht. Der Sachgehalt rangiert manchmal leider bei mageren 10%. Oben sind erwachsene Menschen erwähnt. Denn man hört ab und zu nach einem Meeting das Wort „Kindergarten“. Kindergärten sind wichtig für die Entwicklung der persönlichen Reife. Mit anderen etwas zusammen machen, aber auch Grenzen ausreizen und streiten. Vielleicht hilft dieser Blickwinkel, wenn man emotionsgeladen als Erwachsener solch einen Kindergarten verlassen hat. Denn: Ich kann immer etwas lernen – über mich und andere. Der lateinische Begriff Emotion, wörtlich herausbewegen, wird mit Gefühl übersetzt. Emotionsgeladen ist aber das Gegenteil von gefühlvoll. Also: Wenn sich aus den Tiefen meiner Seele etwas herausbewegt, kann das mich selbst und andere überwältigen. Das Gefühl bekommt die Oberhand. Das kann gut sein, aber nicht immer.
Voller Emotionen ist eine Begebenheit, die Jesus und Petrus verbindet.
In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsaréa Philíppi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen. Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. (Markus 8, 27–35)
Ich möchte den Blick auf einen Satz richten: „Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“. Eine kostbare Aussage! Es geht um die Unterscheidung, ob etwas gottgemäß ist oder einfach nur menschlich. Der heilige Ignatius von Loyola (1491 – 1556) schrieb: „Ich setze voraus, dass es dreierlei Gedanken in mir gibt: solche, die mein eigen sind und allein meiner Freiheit und meinem Willen entspringen, während die beiden anderen von außen kommen: der eine vom guten, der andere vom bösen Geist.“ Geist und Gefühle befinden sich in einer Wechselwirkung. Der bekannte Autor Anselm Grün spricht davon, seine Emotionen zu reinigen. Gefühle sind da und dürfen sein. Oft müssen sie einfach heraus. Hilfreich ist, zu prüfen, woher meine Gefühle kommen und welcher Geist das Haus meiner Seele gerade durchweht.
Thomas Seibert
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