Als das Essen serviert war, kosteten die beiden schicken jungen Münchenerinnen nur kurz und riefen den Kellner. Der hörte sich ihr Meckern geduldig an und gab es, wie erbeten, an die Küche weiter. Zur Überraschung kam jedoch kein neues Essen, sondern der Koch. Freundlich und für alle anderen gut hörbar sagte er: „Ja, sie haben Recht. Die Ente ist alt – zwei Stunden! Die Knödel zu fest – das ist Geschmackssache. Aber das Blaukraut zu seifig – eine Frechheit. Das Menü schenke ich ihnen, den Wein bezahlen sie bitte und die Tür zum Herausgehen halten wir ihnen offen.“ – Unsere Ente war prima.
Manche haben in der Kindheit gelernt, durch häufiges Meckern ihren Willen durchzusetzen und diese Gewohnheit beibehalten. Der Koch hat dem eine Grenze gesetzt!
Ein benachbarter Gefühlszustand ist das Jammern. Es ist ab und zu befreiend, einen Unmut jemandem mitzuteilen. Aber: Ist es zur dauernden Gewohnheit geworden? So kommt ein Kreislauf in Gang, der zu tiefer seelischer Unzufriedenheit führt. Jammern wird zur Belastung für die Mitmenschen und mich selbst. Setzen Sie Grenzen!
Legendär ist der Song von Janis Joplin: „Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes Benz?“. Die unglückliche Blues-Künstlerin starb am 4. Okt. 1970 mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Nur drei Tage zuvor entstand jenes Lied, das Züge eines Klagepsalms trägt:
„Oh Herr, willst du mir nicht einen Mercedes Benz kaufen? // Meine Freunde fahren alle Porsches // Ich muss mich verbessern // Habe mein Leben lang hart gearbeitet // Keine Hilfe von meinen Freunden // Also Herr, willst du mir nicht einen Mercedes Benz kaufen? // … Ich warte auf die Lieferung // Jeden Tag bis drei Uhr …“
Jammern kreist um das eigene und verletzte Ich. Die Klage wächst darüber hinaus und wendet sich an Gott. Wir dürfen alles Leid IHM übergeben und uns IHM vertrauensvoll überlassen.
Thomas Seibert
Bild: pixabay
Hmm, spiegelt der Beitrag nicht genau die aktuelle Haltung der Kirche wider?
Es zählt nur eine Meinung und wenn doch jemand anders denkt, dann wird die Meinung ignoriert und er als Meckerer abgestempelt, anstatt zuzuhören, ernst zunehmen, nachzufragen und offen zu sein für andere Ansichten, Ideen und Wünsche?
Nix ist wirklich gleich, warum sollen dann alle Enten zart und lecker sein? Wir hatten durchaus auch im Restaurant schon unterschiedliche Qualität bei gleichem Essen …
Und selbst wenn, die Reaktion ist einfach nur hochnäsig und unfreundlich, ja fast schon dogmatisch. Der Koch ist – wie auch die Kirche – so von sich selbst überzeugt, dass ihm die Gäste und deren Feedback völlig egal sind, und er völlig übersieht, wer sein Kunde ist und – im Fall des Kochs – ihn bezahlt. Auch dies spiegelt doch wieder deutlich die Haltung der Kirche, statt offenem Dialog geht man unangenehmen Gesprächen lieber aus dem Weg und schaut einfach zu und akzeptiert, dass immer mehr unzufrieden und enttäuscht der Kirche den Rücken kehren.
Ich glaube Koch und Kirche sollten mal intensiv über ihr Handeln nachdenken, bevor sie in absehbarer Zeit völlig alleine dastehen und es zu spät zum Umdenken ist.
Lieber Leser,
vielen Dank für Ihren anregenden Kommentar. Den Vergleich von Koch und Kirche hatte ich nicht im Blick. Ich wollte lediglich vermitteln, dass dauernde Unzufriedenheit eine negative Dynamik entfalten kann. Das ist ja sehr menschlich. Aber: Weil sich meine Texte als Kurz-Impuls verstehen, ist es völlig in Ordnung, wenn sie ganz verschieden gedeutet werden. Sie erwähnen Dialog und Gespräch. Ich würde mich freuen, Sie kennen zu lernen und mit Ihnen über das Thema zu sprechen.
Viele Grüße
Thomas Seibert