Ökumenische Andacht im Grünen
Ein schwungvoller und gut besuchter Auftakt für das „24-Stunden-Schöpfungsprojekt“ vom 17. bis 18. September 2021 war die ökumenische Andacht im Grünen am Freitagabend. Der Pfarrgemeinderat von St. Peter und Paul hatte dazu in den Garten des Pfarrheims eingeladen. Die musikalische Gestaltung hatte die Bläsergruppe Let´s brass unter Leitung von Alexander Zechel. Gemeinsam setzten die evangelische Pfarrerin Andrea Grassmann, der katholische Pfarrer Nikolaus Wurzer und Diakon Artur Waibl theologische Impulse zu einem Thema, das derzeit die Gesellschaft bewegt: Wie leben wir verantwortungsvoll in der uns von Gott anvertrauten Schöpfung? In seiner Ansprache betonte Waibl: „Aus Staunen wird Wertschätzung und Dankbarkeit: Elemente der Schöpfung sind einander zugeordnet, brauchen einander und sind einander geschenkt.” Es geht nicht mehr um Kosten-Nutzen-Denken, sondern um Ehrfurcht. „Werden wir bewusst Geschwister der Schöpfung!“
Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Friedrich Manzeneder dankte Pfarrer Wurzer im Namen der ganzen Gemeinde anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums in der Pfarreiengemeinschaft mit einem Blumengeschenk und sprach seinen großen Dank aus für den unermüdlichen seelsorglichen Einsatz, für seine zukunftsweisenden Ideen und seinen Mut, neue pastorale Wege zu beschreiten.
Müllsammelaktion Wertach
Am Samstagvormittag haben sich bei strahlendem Sonnenschein rund 40 Engagierte aller Altersgruppen an der Inninger Wertach zur gemeinsamen Müllsammelaktion zusammengefunden. Immer wieder gab es von anderen Passanten ermutigende und dankende Zurufe. Das Schöne ist, dass diese Aktion als Ergebnis nicht nur gefüllte Müllsäcke erbrachte, sondern auch eine wertvolle geistliche und gemeinschaftliche Erfahrung von jung und alt. Kaplan Andreas Theurer brachte es bei seiner Mittagsandacht auf den Punkt: So wie die Wertach sich aus ihren Quellen speist, leben Christen aus ihrer göttlichen Quelle. Und so wie diese Aktion ein kleiner Beitrag war, die Ordnung der Schöpfung wiederherzustellen, ist sie zugleich ein Bild dafür, auf die eigene innere und seelische Ordnung zu achten. Für das leibliche Wohl hatte die Inninger Jugend gesorgt – in angenehmer Atmosphäre unter einem Zelt am grünen Ufer des Gewässers, zur großen Freude aller.
Nachmittagsaktionen
Nachmittags waren die Familien zu kreativen Angeboten ins Pfarrheim eingeladen, was den Beteiligten viel Spaß machte. Am Abend fand ein geistliches Abschlusskonzert in der Kirche St. Peter und Paul statt. Stefan Albertshauser begeisterte sein Publikum mit virtuosen Orgelimprovisationen. Bereichert wurde der Klanggenuss mit Liedern des Chorensembles und originellen Darbietungen auf dem Hackbrett. Zum Nachdenken kamen die Zuhörenden durch den kunstvoll vorgetragenen Schöpfungspsalm 104 und den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi.
Vortragsabend
Ein sehr gelungener Abschluss des Projekts war der Informationsabend am 30. September im ausgebuchten Pfarrsaal St. Peter und Paul. Friedrich Manzeneder eröffnete die kleine Vortragsreihe mit Impulsen zur Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Er betonte die Notwendigkeit des Dialogs von Wissenschaft und Religion, die nur gemeinsam dazu beitragen können, die Schöpfung Gottes zu bewahren. Interessant ist, dass dieses kirchliche Dokument von 2015 maßgeblich dazu beigetragen hat, das Pariser Klimaabkommen in Gang zu setzen. Ökumene wird im griechischen Wortsinn verstanden als das gemeinsame Bewohnen eines Hauses. Die Menschheit als große Familie hat den Auftrag, sich nachhaltig um dieses Haus, unsere Erde, zu kümmern. Die soziale Frage, der Aspekt der Gerechtigkeit und die Entschleunigung unserer Wirtschaft gehören zusammen.
Der Umweltreferent des Bistums Augsburg, Max Markmiller, erläuterte die vielfältigen Bemühungen der Diözese, um klimaneutral zu werden. Ein zentral angesiedeltes Klimamanagement spielt dabei eine entscheidende Rolle. Rund 7.500 Gebäude der Pfarrstiftungen, Kindergärten, Schulen und des St. Ulrichswerks sind in den kommenden Jahren unter ökologischen Gesichtspunkten zu bewerten und bei Bedarf umzurüsten. Papierverbrauch und berufliche Mobilität werden ständig optimiert. Eine beachtliche Bedeutung haben die kirchlich bewirtschafteten Wälder und Moore.
Peter Rauscher, Mitglied des Augsburger Stadtrates, berichtete von den zahlreichen nachhaltigen Projekten der Kommune. Ehrenamtliches Engagement und Bildungsarbeit sind für diesen langfristig angelegten Weg wichtig.
Sylvia Schaab, Referentin der Lokalen Agenda, ergänzte die lange Liste kreativer Projekte. Einen besonderen Akzent legte sie auf die Vermeidung von Verpackung und Plastik, was dazu anregte, für die kommende Fastenzeit in Kooperation mit den Inninger Geschäften ein „Plastik-Fasten“ zu planen.
Johannes Enzler vom BUND Naturschutz Bayern e.V., veranschaulichte an konkreten Beispielen hilfreiche Maßnahmen für Amphibien, Vögel und bedrohte Tierarten. Er plädierte für den Erhalt des Bannwaldes bei Meitingen, für die Weiterentwicklung von „Wertach Vital“, eine Reaktivierung der Staudenbahn und den Erhalt des Niedermoors als CO2-Speicher im Augsburger Westen.
Bei der Schlussrunde formulierte Max Markmiller vom Bistum Augsburg den sehr bemerkenswerten Satz: „Es geht in der Zukunft mehr um das Wohlsein, weniger um den Wohlstand! Wohlstand zielt auf den Erhalt und die Vermehrung von Besitzstand. Wohlsein hingegen auf ein glückliches Lebensgefühl, was sich auch in Genügsamkeit erreichen lässt.“
Thomas Seibert