kann schnell eine schlechte Laune erzeugen. Ich stehe auf einer Autobahn und höre geduldig die Liste mit Staus: „Auf der A8 Ulm in Richtung Stuttgart befindet sich am Drackensteiner Hang auf der rechten Spur ein Pannen-LKW. Der Stau hat eine Länge von 14 Kilometern. Es kommt zu Wartezeiten von ca. 45 Minuten. Vorsicht! Es sind Menschen auf der Fahrbahn. In der Gegenrichtung kam es bei Mühlhausen zu einem Auffahrunfall. 8 Kilometer Stau. Wartezeit ca. 20 Minuten. Auf der A81 von Stuttgart in Richtung Heilbronn ist in der Höhe von Leonberg die rechte Fahrbahn wegen …“ Die eigentlich eher kurze Fahrt nach Bad Wimpfen wurde ein nervlicher Belastungstest. Vielleicht hätte ich in der Mittelkonsole nicht einen Kaffeebecher positionieren sollen, sondern einen Trollinger mit Lemberger – das hätte ja zu der lieblichen Umgebung der Autobahn gut gepasst. Seit jener Fahrt bin ich übrigens ein treuer Hörer von SWR 1, wo die Verkehrsfunkdurchsagen an manchen Tagen fast die halbe Sendezeit ausmachen. Ein treuer Hörer aber nicht im Auto und nicht im Stau, sondern bequem zuhause auf der Couch. Neben mir steht ein Glas Rotwein. Die Musik ist gut. Ich freue mich darüber, einfach zuhause meine Ruhe zu haben.
Mir ist, ehrlich gesagt, die Mischung aus Verkehrsfunk und Musik lieber, als die stets kreisenden Corona-Nachrichten im Fernsehen, die mein Gemüt beschweren. In diesen Tagen ist es nicht so einfach, Freude zu finden.
Der Apostel Paulus hatte damals seine Gemeinde in Philippi vor Augen. Die frühe Kirche lebte in einem Zustand der Not und Bedrängnis – keine Freude also. Und so schreibt er fast provokant:
„Schwestern und Brüder! Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren“ (Phil 4, 4–7).
Was macht mir Freude im Leben? Die Liste ist eher kurz. Interessant ist, dass Paulus von der Freude im Herrn spricht. Das klingt zunächst sehr einfach und wird schnell überlesen. Was ist gemeint? Es geht um einen geistlichen Weg – immer mehr hin zu Gott. Immer tiefer in das göttliche Geheimnis eintauchen – eins werden mit Gott. Ganz von seiner Gegenwart und Liebe erfüllt sein. Frieden im Herzen und Frieden mit der Welt. Wer sich auf Gott einlässt, spürt Freude – zu jeder Zeit. Egal wie lang der Stau ist und egal wie groß mein Ärger.
Thomas Seibert
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