Jetzt ist es endlich wieder soweit. Manche halten sie für die schönste Zeit im Jahr:
die Grillsaison. Jetzt wird wieder alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, zerlegt und auf den Grill gepackt. Nicht nur tote Tiere, sondern auch Pflanzen oder Backwaren, einfach alles. Immer vorne dran: meine Frau Gemahlin. Sie hantiert mit Gas und Feuer, als wäre sie schon von klein auf ein Junge gewesen, während ich mich da eher vornehm zurückhalte.
Neulich fragten wir uns, wer eigentlich der Patron fürs Grillen ist?
Es scheint mir naheliegend, dass das der heilige Laurentius sein müsste (Festtag: 10. August). Schließlich wurde er – als in Rom mal wieder Christenverfolgung war – selbst gegrillt und erwarb so die Krone des Martyriums.
Ich meine aber auch, dass er mindestens so gut der Patron der Humoristen und Witzeerzähler sein müsste. Zumindest macht die Legende über sein Martyrium deutlich, dass er mitunter einen ziemlich burschikosen Humor hatte. Das hat damals zwar nicht jedem gefallen – mir ist das jedenfalls sympathisch.
Aber dürfen Heilige überhaupt witzig sein?
Vielleicht müssen Sie bei einer solchen Frage auch immer an den alten humorlosen Mönch Jorge aus „Der Name der Rose“ denken, der das Lachen für einen Ausdruck des teuflischen Geistes hielt und darauf Wert legte, dass Christen niemals laut lachen dürften. Es gibt so Leute, die hin und wieder ein solch markerschütterndes Gelächter ausstoßen, dass ich diesen Jorge wenigstens ansatzweise verstehen kann. Etwas dezenter und sozusagen hintergründiger hab ich’s auch lieber. Aber Humorlosigkeit als Zeichen von besonderer Frömmigkeit? Nein, da kommt mir als Reaktion meistens recht schnell ein: „Kennen Sie den?“ über meine vorlauten Lippen.
Aber zurück zu Laurentius: Er war Diakon von Papst Sixtus II. und Schatzverwalter der römischen Kirche. Besonders mit letzterem Titel regte er offenbar die Phantasie der Leute an. Und anlässlich der nächsten Christenverfolgung (das gab es damals – ähnlich wie heute in manchen Erdteilen – alle paar Jahre wieder) ließ Kaiser Valerian den Papst köpfen und Laurentius verhaften und forderte ihn auf, die Kirchenschätze herauszurücken. Drei Tage Zeit gab er ihm, alles zusammenzutragen. Offenbar hatte er eine ähnlich unrealistische Vorstellung von den immensen Ausmaßen des Kirchenvermögens wie mancher heutige Kirchenkritiker.
Laurentius, der Spaßvogel, hielt zwar die Frist ein, präsentierte dem Kaiser aber die Armen, Kranken, Witwen und Waisen der Gemeinde, an die er vorher alles Geld verschenkt hatte, und bezeichnete sie als den „wahren Schatz der Kirche“. (Papst Franziskus hätte sicher seine helle Freude an ihm gehabt.)
Unser Grillgut wird vergleichsweise human behandelt: Es ist schon leblos, bevor es auf den Grill kommt. Kaiser Valerian, der offenbar ein anderes Verständnis von Humor hatte als Laurentius, ließ selbigen zur Strafe für seine Frechheit dagegen am 10. August 258 lebendig grillen.
Aber auch in dieser heißen Lage verlor der Märtyrer noch nicht ganz den Sinn fürs Komische. Als er schon eine Weile auf dem Rost gelegen hatte, rief er dem kaiserlichen Auftragsgriller zu: „Du kannst mich jetzt wenden, die eine Seite ist gar!“ Ich kann nur neidlos zugestehen: das hat Stil.
Aber sowas von.
Kaplan Andreas Theurer
Bild: pixabay
Herr Seibert Vielen Dank für Ihre Worte im Pfarrbrief hoffentlich noch weiter jedes Wochenende von Ihnen geschrieben.LG
Liebe Frau Streubert,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Das Lob für diesen Artikel gebe ich gern Herrn Kaplan Theurer weiter. Dieser humorvolle Impuls über das Grillen ist von ihm.
Viele Grüße
Thomas Seibert