Liebe Leserin, lieber Leser,
wer das Weihnachtsevangelium von der Geburt Jesu liest, stößt auf diesen Satz. Vielleicht erinnern Sie sich an ein Krippenspiel, in dem diese Szene vorkam oder Sie waren selbst daran beteiligt. Die Suche nach einer Herberge für den Gottessohn bringt Maria und Josef in große Nöte. Herausgedrängt aus dem Trubel der Kleinstadt passiert das wahre Leben unscheinbar und unspektakulär. Weil in der Herberge kein Platz für sie war, wird Jesus in einem Stall oder einer Höhle geboren. So ist mir dieser Hinweis eine Spur, wo das Kind und damit Gott zu finden sind.
Solche unscheinbaren Orte sind der Lieblingsaufenthalt Gottes. Wo alles so trostlos scheint, ist er da. Wenn es in meinem Leben dunkel geworden ist, will er diesen Ort mit seinem Licht ausleuchten. Wo die Hoffnungslosigkeit nach den Herzen der Menschen greift, da spricht er leise aber doch vernehmbar „Fürchte dich nicht!“ Und in den Wunden deines Lebens lass zu, dass dich seine Liebe heilen will. Wo dein Leben dem Tod gegenübersteht, lass dich von ihm in seine Zukunft führen.
Der Gott, der in Jesus Christus Mensch wird, lässt sich ein auf alles Menschliche, das zu unsrem Leben gehört. Nichts ist ihm fremd und das Kleine und Unscheinbare, das Unaufgeregte und Alltägliche ist sein Lieblingsort, an dem er sich zeigt. Weihnachten ist eine Zukunftsansage von Gott für den Menschen, gerade für den, dem im Moment seine Zukunft abhandengekommen ist.
Wo wir ihm den Platz und den Raum in unserem Leben einräumen, werden wir Erfahrungen mit ihm machen. ist es nicht immer erstaunlich, dass Gott sich auf uns einlässt, dass er wirklich bei uns Herberge sucht? Er, dem wir alles zutrauen, sucht uns in unseren unansehnlichen und ganz menschlichen Lebensmomenten. In Jesus überwindet er diese unglaubliche Distanz und kommt uns mit seiner Liebe entgegen. Was wohl das Christkind bei sich dachte, als es die Nachricht über die Krippe in der Augsburger Zeitung vom 10.11. lesen konnte: „Die Weihnachtskrippe, die traditionell auf dem Christkindlesmarkt steht, zieht dieses Jahr übrigens in die Tourist-Info am Rathausplatz. Hintergrund sind laut Stadt die Einzäunung der Glühmarktstände und die damit verbundenen Auflagen beim Brandschutz. Weil in der Tourist-Info weniger Platz ist, wird die Krippe kleiner ausfallen.“
Wo immer Sie ihre Krippe in diesem Jahr aufstellen und wie groß sie auch ausfallen mag – ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder Spuren der Liebe Gottes in ihrem Leben erfahren, diesem Gott trauen können und mit Zuversicht und Kraft den Weg im neuen Jahr 2022 gehen können.
Ihr Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A.