Ohne Maske
Masken sind in unserer Zeit hoch im Kurs. Mund-Nasen-Bedeckung nennen wir das. Im Rahmen der Pflege sind die Masken immer schon bekannt – jetzt bei uns allen. Eigenartige Normalität, man sieht fast nichts vom Gesicht des anderen. Und doch haben wir gelernt, allein an den Augen zu erkennen, in welcher Stimmung jemand auf uns zugeht. Umgekehrt: wie gebe ich mich trotz Maske zu erkennen, also wie stelle ich mich dar?
Gott hat wohl ähnlich überlegt, nachdem es für uns Menschen nicht möglich ist, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wie gebe ich mich zu erkennen, wie stelle ich mich dar? – Als wirkmächtiges Wort der Propheten, in Zeichen und Wundern und schließlich als echter Mensch in der Geburt Jesu. So dürfen wir Weihnachten als Fest feiern, an dem Gott seine Maske ganz abgenommen hat. Wir feiern das Fest „Erscheinung des Herrn“, an dem nicht nur das Gottesvolk Israel den Sohn Gottes erkennen durfte, sondern die ganze Welt.
Und dann noch etwas: Am vierzigsten Tag von Weihnachten feiern wir, dass Jesus nach jüdischem Brauch vor Gott gebracht wurde. Maria und Josef bringen das Kind zum Tempel nach Jerusalem und weihen Gott, dem Vater, seinen eigenen Sohn. „Darstellung des Herrn“ nennen wir das Fest am 2. Februar. Und es schließt sich für uns Menschen ein wunderbarer Kreis der weihnachtlichen Gnade. Die Masken sind alle gefallen, Gott hat sich offenbart und voller Freude dürfen wir mit Simeon rufen: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast!“ [Lk 2,30-31]
Das darf uns veranlassen, auch unsere Masken vor Gott abzunehmen, seine Menschenfreundlichkeit zu erkennen und ihm unser ganzes Leben zu offenbaren. Bei ihm sind unsere „aufgescheuchten Seelen“ in besten Händen, ja, sie sind am größten und gütigsten Herzen aufgehoben. Kein Zwielicht, keine Tricks, keine ausgeklügelte Strategie sind nötig, nur Vertrauen und Hingabe.
Wenn wir am Ende des Monats Februar vielleicht die ein oder andere Maske aufsetzen, die es nicht in der Apotheke zu kaufen gibt, sondern in der Faschingsabteilung, dann dürfen wir uns sehr darüber freuen, dass wir uns hinter solchen Masken nicht verstecken müssen. Gott erkennt uns ganz und möchte mit uns zusammen leben!
Ihr Diakon Artur Waibl