Liebe Leserin, lieber Leser,
der Monat Oktober lenkt unseren Blick ganz besonders auf die Kirche. Wir feiern Kirchweih am dritten Sonntag des Monats und der Gedanke der Weltmission trägt sich durch den ganzen Monat hindurch bis zum Weltmissionssonntag am 23. Oktober. Die Kirche – vertreten durch die Amtsträger und meist im Blick auf die Institution – steht gerade in keinem guten Licht. Ob ich die Fragen stellen darf: „Was verbinde ich mit der Kirche? Was ist mir an der Kirche und in der Kirche wichtig?“ Ich antworte auf solche Fragen so: Kirche ist zunächst eine Gemeinschaft von Menschen. Sie ist nicht tot und nicht vollkommen, sie ist lebendig und verändert sich in der Zusammensetzung immer neu. Diese Veränderung der lebendigen Gemeinschaft ist für manches Kirchenmitglied eine Herausforderung. Doch einerseits ist das ganze Leben Veränderung und andererseits gibt es nichts Kostbareres als Menschen. Wer sich zur Gemeinschaft der Kirche rufen lässt, hat etwas in sich erfahren von Gott, wie er sich zeigt in der Bibel und in diesem Wanderprediger aus Nazareth. Die Gemeinschaft der Menschen, die sich Kirche nennt ist untrennbar mit der Hl. Schrift verbunden. In unseren Kirchen und Gemeinden wird, nach meinem Empfinden, viel über Immobilien und Traditionen, über Geld und Personal gesprochen. Wo sind die Zusammenkünfte, in denen wir dem Wort Gottes nachspüren? Wie ist die Bereitschaft ausgeprägt, das Wort Gottes in den Mittelpunkt der Gemeinden zu stellen? In den nächsten Wochen und Monaten möchte ich mit Ihnen intensiv auf das Wort Gottes schauen und hoffentlich gelingt es, der Wort-Gottes-Feier in unseren Gemeinden einen guten Platz einzuräumen. Die Kirche als Gemeinschaft von Glaubenszeugen braucht sich um die Zukunft nicht zu bangen. Denn von Gott und seiner Menschenfreundlichkeit kann immer und überall Zeugnis gegeben werden. Ob gefragt oder ungefragt; solange es Menschen gibt, kommen wir mit dem Glaubenszeugnis an kein Ende. Freilich muss man dann mit den Konsequenzen leben. In den letzten Wochen durfte ich mit den Firmbewerbern unserer Pfarreiengemeinschaft den Weg zur Firmung gehen. Diese jungen Menschen fragen nach dem Sinn des Lebens, suchen nach ihrem Platz in der Welt und überlegen sich, was das Ganze mit Kirche und Firmung soll. Davon bin ich überzeugt – auch wenn sie die Fragen nicht immer aussprechen wollen oder können. Die Mission der Kirche ist es, Menschen zu ermutigen in der Spur Jesu das Leben zu wagen. Diese Aufgabe erlebe ich als äußerst sinnvoll und bereichernd. Dazu ruft Gott sein Volk zusammen und Jesus in seine Nachfolge. Deshalb gibt es Kirche, die weit mehr und etwas ganz anderes ist als ein Verein oder ein eigentümlicher Club. Wir dürfen uns trauen, diese Sendung anzunehmen und als Kirche zu gestalten und zu leben. Ich bin dankbar in dieser Christusgemeinschaft leben zu dürfen. Gehen wir inmitten der heftigen Krisen dieser Zeit zuversichtlich unseren Glaubensweg – als Zeugengemeinschaft hier in unseren Stadtteilen. Ich wünsche Ihnen aus unserem Glauben an Gott Zuversicht und Lebenskraft für diesen Monat
Ihr Nikolaus Wurzer M.A., Pfarrer