Die Übersicht zu verlieren, ist nicht gut. Bei den vielen Belegen für die Steuererklärung oder für die Krankenkasse ist das schnell geschehen. Deswegen werden über das ganze Jahr mehrere Aktenordner mit vielen Blättern und Zetteln gefüllt – in der Hoffnung, sie bei Bedarf wieder zu finden. Inzwischen habe ich mein System digital optimiert. Es geht ja darum, aus ökologischen Gründen Papier einzusparen und die vielen Dokumente und Dateien auf dem Rechner komfortabel zu speichern. Mit großem Stolz habe ich so z.B. für meinen lieben Sohn Daniel eine Jahresübersicht erstellt, in der alle Leistungen und Forderungen der Pflegekasse und der Krankenkasse und des Bezirks und des Finanzamts und anderer Institutionen aufgelistet sind. Das ist sehr wichtig, weil u.a. für die Ermittlung des Pflegepauschbetrages beim Finanzamt eine taggenaue Dokumentation seiner Zeiten im Wohnheim und zuhause nachgewiesen werden muss, um eben diesen Betrag anteilig zu berechnen.
Vielleicht kennen Sie von der Gruppe „Die fantastischen Vier“ den Song „Sie ist weg.“ Mir kam das so in den Sinn. Da geht es um eine Frau. In meinem Fall nur um eine Datei – weg. Der Schmerz ist natürlich nicht zu vergleichen. Trotzdem musste ich mir im Blick auf die sehr mühsam und zeitaufwendig erstellte Datensammlung nüchtern eingestehen: „Sie ist weg.“
Die Übersicht zu behalten, ist wichtig. Es soll nichts Kostbares verlorengehen. Mit diesem Vorsatz begrüßt der Evangelist Lukas seinen hochverehrten Leser Theóphilus – dieser griechische Name bedeutet: “Freund Gottes“. Zwei Dinge sind dabei entscheidend: Eine gut recherchierte Erzählung über das Leben Jesu und die Klärung der Frage: Worauf kommt es an? Lesen Sie einfach selbst:
„Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theóphilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesája. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lukas 1, 1–4; 4, 14–21).
Worauf kommt es an? Lukas legt dem Leser zwei Dinge ans Herz: Zum einen das Bekenntnis zu Jesus Christus, mit dem sich die göttliche Heilszusage der Heiligen Schrift erfüllt. Wann? Jetzt! Zum anderen den Blick auf die Menschen, die es schwer haben und die am Rand sind. Bei ihnen (!) beginnt das Reich Gottes, das mitten unter uns wachsen will. So einfach ist das – und zugleich so schwer.
Im Gegensatz zu uns Menschen verliert Gott niemals die Übersicht! Das tröstet!
Thomas Seibert
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