Verwandtschaft kann man mögen – oder auch nicht. Im Gegensatz zu frei gewählten Freundschaften sind Verwandte einfach da. In vielen Fällen ist das erfreulich, vor allem, wenn man sich gut versteht. Es gibt aber auch die Schattenseiten, die vermutlich allen Familien vertraut sind.
So auch bei uns. Über die Jahre hat sich vieles entspannt und in den Herzen ist Friede. Deswegen freue ich mich immer sehr auf den Besuch der Lieben in Unterfranken. Das Essen schmeckt dort besonders herzhaft. Vor allem der Braten mit Klößen und Blaukraut. Ein besonderer Moment ist die Ankunft. Ich bemühe mich stets um Pünktlichkeit – angespornt von der Sorge, dass den köstlichen Braten andere vor mir essen. Je nach Verkehrslage kommt es auf der A7 zu Verzögerungen, die ich in der Regel wieder aufhole – meist zum Missmut meiner Frau, die schnelles Fahren nicht mag. Wenn wir dann kurz vor 12:00 Uhr im Hof einparken, freuen sich alle!
Vielleicht kennen Sie die Erfahrung, bei lieben Menschen, die einen erwarten, herzlich willkommen zu sein. Das schöne Gefühl der Vorfreude und die Zufriedenheit, wohlbehalten angekommen zu sein, erfüllen das Herz.
Eine Redewendung besagt, dass eine Person im Leben oder im Beruf angekommen ist. Das meint, dass die Jahre des Suchens oder schlimmstenfalls des Umherirrens vorbei sind. Ankommen!
Neulich meinte ein Kollege: Unser christlicher Glaube an die Auferstehung lässt sich in einen Satz bringen: „Du wirst erwartet!“ Von den lieben Menschen, die schon vor mir gegangen sind und vor allem von Gott selbst! Ich genieße die Zeit meiner Lebensreise, die ein erfreuliches Ziel hat. Um den Braten muss ich mir keine Sorgen machen – beim göttlichen Festmahl, bei dem alle Verwandten freundlich sind.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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