Seit einiger Zeit führt mein täglicher Fußweg zur Arbeit an zwei Baustellen vorbei. Ich bewundere die Bauleute, die mit mächtigen Baggern eine Grube ausheben, diese mit Stahlplatten absichern, Befestigungen für den Baukran einrichten, um dann das Fundament des Gebäudes zu legen. Ein recht komplizierter Vorgang. Sobald das Erdgeschoß steht, geht es meist zügig voran.
Im Leben kann es ähnlich sein: Bei vielem sind die grundlegenden Dinge am meisten aufwändig. Dort gemachte Fehler rächen sich später. Wie ärgerlich ist irgendein vergessener Schacht für Kabel oder Rohre. Nicht vorhandene Steckdosen oder Anschlüsse sind die bösen Folgen. Und viele Flüche! Zur Kunst des Bauens und ebenso des Lebens gehört daher die Fähigkeit, mit falschen Entscheidungen und Fehlern klar zu kommen und neue Lösungen zu finden.
Wie viele Fehler musste ich schon ausbessern und wie oft mit Mängeln leben?
Es gibt aber auch eine andere und schöne Seite: Noch heute weckt der Geruch von Zement und frischem Beton bei mir positive Erinnerungen. Es war faszinierend, Pläne zu machen und an der Baustelle das Entstehen meines Hauses mitzuverfolgen.
Im Blick auf´s Leben: Die Zeiten, in denen etwas zu gestalten ist, empfinden wir meist als bereichernd. Kreativ sein, macht Freude! Wie gestalte ich mein Leben? Was ist mein Bauplan? Mit 20 Jahren? Mit 40, 60 oder auch weit älter?
Vor langer Zeit schrieb der Apostel Paulus an seine Gemeinde in Korinth und machte klar, dass etwas zu bauen, immer ein Gemeinschaftswerk ist.
„Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau.
Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“ (1Korinther 3, 9-11).
Der Bau meines Lebens hat zu tun mit dem großen Bauplan Gottes! Mancher Fluch über begangene Fehler erscheint so in neuem Licht. Gott ist kreativ!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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