Vielleicht ahnen Sie, welchem Dichter dieses Zitat entnommen ist. Er mochte Wälder – vor allem am frühen Morgen, wenn der Tag noch frisch und unverbraucht ist. Das führt mich zu einer heiteren Beobachtung eines Pärchens beim Joggen im Morgengrauen. Sie war recht fit und trainiert und lief mit schaukelndem Pferdeschwanz zügig voraus, er hatte etwas mehr Körpervolumen und hechelte geplagt hinterher. Am Ende des mit Bäumen gesäumten Weges wartete sie an der völlig verkehrsfreien Fußgänger-Ampel auf ihn. „Schön, dass du auf mich wartest.“ – „Nur wegen der roten Ampel.“ Übrigens sagt man von uns Deutschen, dass wir die einzigen auf der Welt sind, die an einer leeren Fußgänger-Ampel bei Rot warten.
Als Goethe im Jahr 1780 dem unruhigen Treiben und der „Verworrenheit der Menschen“ entkommen wollte, wanderte er auf den Kickelhahn, einen Berg in Thüringen, und schrieb in einer Atempause sehnsuchtsvoll folgende Zeilen mit Bleistift an die Holzwand einer Hütte:
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
Zum Warten können sich die Sehnsucht und die Vorfreude gesellen oder die Angst und das Gefühl der Ungewissheit. Das Warten ist keine Stärke von mir. Mich treibt eher die Ungeduld. Auf einen medizinischen Befund warten, macht mir zu schaffen.
Warten – Schweigen und Hören – Eintauchen in die Ruhe – Sehnsucht – Vertrauen – auf die Ankunft Gottes – in meinem Leben – im Advent.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben eine gesegnete Adventszeit, innere Ruhe und Frieden im Herzen!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: pixabay
Schreibe einen Kommentar