Neulich durfte ich in unserer Lieblings-Bäckerei dem Gespräch eines gut gekleideten Kunden mit einer Verkäuferin zuhören. Nach vielen zeitraubenden Abklärungen hatte er sich für den Kauf eines bestimmten Brotes entschieden, das genau seinen Ansprüchen genügen sollte. Dann sein Hinweis, dass er nur das halbe Brot wünsche, verbunden mit der Bitte, es in Scheiben zu schneiden. Im Blick auf die geringe Größe des halbierten Produkts und der geforderten Schnittbreite ergab sich eine Schwierigkeit beim Schneiden. Dennoch gelang das Manöver zu einem Preis von 2,49 €. Großzügig wedelte der Herr mit einem Fünf-Euro-Schein, den er schließlich nach weiteren Erläuterungen der Verkäuferin hoheitsvoll anvertraute: „Bitte geben Sie mir 2,50 € zurück. Den Rest schenke ich Ihnen.“ – „Oh, vielen Dank,“ sagte die Verkäuferin freundlich, „so ein großzügiges Trinkgeld habe ich noch nie erhalten.“
War das tatsächlich ernst gemeint? War ihre Antwort unangemessen, weil auch ein kleines Geschenk echte Wertschätzung verdient? Oder war sein Verhalten schwierig?
Die Sache mit dem Schenken ist nicht immer einfach. Ich denke an unpassende, zu große oder zu kleine Geschenke. Das passende Maß zu finden, ist eine hohe Kunst – grundsätzlich in jedem Leben!
Manchmal überlege ich, ob Gott in meinem Leben hier und da etwas großzügiger hätte sein sollen. War mein Schicksal immer gerecht? – Ich lasse die Frage nachwirken, betrachte manches mit anderen Augen, trinke meinen Kaffee zu Ende, gehe hinaus und genieße den hellen Schein der österlichen Sonne. Vertrauen in das passende Maß!
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gesegnete Karwoche und ein mit Freude erfülltes Osterfest!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: pixabay
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