In der sehr unruhigen und dunklen Zeit der großen europäischen Völkerwanderung, als sich ab dem fünften Jahrhundert das Römische Reich in der Auflösung befand, gründete Benedikt von Nursia 529 die Abtei Montecassino bei Neapel in einem Apollotempel. In der antiken Mythologie war Apollo der Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung, der Weissagung und der Künste. Damit wollte Benedikt ein Zeichen setzen – ebenso wie mit seiner berühmten Benedikts-Regel, die unter Nummer 57 eine Passage über klösterliche Handwerker und ihre Preisgestaltung enthält:
„Bei der Festlegung der Preise darf sich das Übel der Habgier nicht einschleichen. Man verkaufe sogar immer etwas billiger, als es sonst außerhalb der Klosters möglich ist, damit in allem Gott verherrlicht werde.“
Alle freuen sich über günstige Preise und gerechte Löhne. Die Kunst besteht darin, das passende Maß zu finden. Ein fairer Preisnachlass als Zeichen der Nächstenliebe!
Das dachte auch ein christlich geprägter Freund von mir, der als Polizist arbeitete. Als bei einer abendlichen Verkehrskontrolle ein Kunde, also ein Verkehrsteilnehmer, sich als nicht so sicher zeigte, sagte er zu ihm: „Ich gebe Ihnen einen guten Tipp: Nehmen Sie sich ein Taxi!“ Wäre er klug gewesen, hätte er dieses „Geschenk“ als solches begriffen und ein paar Euro für das Taxi investiert. Doch der Mann wurde zornig wegen des Geldes und schrie laut: „Wegen der paar Bier führt ihr euch so auf.“ – Nun, die Tugend der Klugheit war nicht seine oberste. Also kam es so, wie es kommen musste. Ein anderer Beamter hörte dies und veranlasste eine Alkoholprobe. Der Führerschein war weg, sein Auto wurde abgeschleppt und das Taxi musste dennoch bezahlt werden.
Wir leben in einer Welt, in der Aggression und Gewalt ständig zunehmen. Vielleicht befinden wir uns ebenfalls, wie damals Benedikt, in einer Zeit des großen Umbruchs, in der die gewohnten Ordnungen und Denkmuster sich auflösen. Die Historiker sprechen dabei vom „Vorabend“ einer neuen Epoche. Umwälzungen bringen Unsicherheit und Unbehagen mit sich, oft sogar Angst.
Benedikt hat durch seine Klostergründung eine Insel des Christlichen aufgebaut. Jener christliche Polizist hat es auf seine Weise versucht – wenn auch zunächst ohne erkennbaren Erfolg. Und dennoch hat er ein Zeichen gesetzt.
Christen bereichern die Welt, wenn sie Zeichen setzen und Zeugnis geben. Eine Anleitung dafür gibt Jesus:
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden“ (Lukas 6, 36-38).
So wird die Welt ein wenig heller!
Thomas Seibert
Bild: pixabay
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