tragen ihren Namen, weil sie an Weihnachten gegessen werden. Noch heute denke ich an den kleinen Holzvorbau im Eingangsbereich des Wohnhauses am Hof meiner Verwandten in Unterfranken. Er diente als Speisekammer für die Familie. Die geräucherten Würste hingen im Dachgestühl des benachbarten Treppenaufgangs. Dort waren sie sicher. Draußen hatte direkt unterhalb der Speisekammer „Spitz“, der Wachhund, seine Hütte. Doch die Gefahr des Lebensmitteldiebstahls kam nicht von außen, sondern von innen. Für uns Kinder war es eine große Versuchung, noch vor dem Fest wenigstens eines der kostbaren und herrlich schmeckenden Plätzchen essen zu dürfen. Bettelei und Diskussionen waren die Folge. Doch die Regel war klar: Es sind Weihnachtsplätzchen – keine Adventsplätzchen.
Heute ist das bei mir leider anders. Plätzchen gibt es regelmäßig schon vor dem Fest und damit verbunden die Erfahrung, dass im Laufe der besinnlichen Zeit die Hosen enger werden. Die eine oder andere Bratwurst auf einem der schönen Märkte mag dazu ebenfalls beigetragen haben.
Also habe ich als disziplinierter Mensch eine Gegenmaßname ergriffen und gehe jeden Morgen vor dem Frühstück zum Postkasten über die Treppe. Den Aufzug nutze ich nicht. Das soll nicht nur meinem Körper dienen, sondern auch Energie einsparen. Der Nachteil ist nur, dass wir im achten Stock wohnen und vor allem beim Hinaufgehen meine Gedanken mit zunehmender Anzahl der Stufen nicht immer freundlicher werden.
Die Sache mit der Energie ist nicht beiläufig. Ich bin zwar ein Optimist, schaue aber mit großer Sorge auf die tägliche Eskalation der Kriege in Ost-Europa und im Orient.
Ich denke an die Not und das große Elend der vom Krieg geplagten Menschen. In der Schule kam vor längerer Zeit die Frage auf: „Wo ist Gott?“ – Schweigen in der Klasse. Dann meinte eine Schülerin, deren Familie aus Russland stammte: „In den Herzen der Ukrainer.“ Ihr Cousin wurde in die Armee eingezogen. Eine andere mit ukrainischer Herkunft: „In den Herzen der Russen.“ Mir kamen fast die Tränen.
Wir feiern Weihnachten und dürfen uns freuen, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Als kleines Kind, ohnmächtig und auf Hilfe angewiesen, ist er an unserer Seite. Er kennt das menschliche Elend aus eigener Erfahrung. Er ist über allem, unendlich groß, größer als wir denken können, und zugleich ganz nahe bei uns – in unseren Herzen.
Ich bin ehrlich – dieses Jahr war für mich kein einfaches und der Blick in die Welt macht mich traurig.
Und trotzdem, ja trotz allem, will ich mich freuen, dass wir einen Grund zur Hoffnung haben:
“Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr.
Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens” (Lukas 2).
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben von Herzen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest, Gesundheit und Gottes reichen Segen.
Und genießen Sie auch die Weihnachtsplätzchen, als kleines Symbol der Freude, falls noch welche da sind.
Thomas Seibert
Bild: Quelle unbekannt
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